September 27, 2024
Wolfs: Ein packendes Duell der Hollywood-Stars im Schatten des Verbrechens

Es beginnt so schön, dass es sich lohnt, von vorn anzufangen. Wir sehen: New York City bei Nacht. Ein Lichtermeer. Wir hören: einen Knall, Klirren, einen spitzen Schrei aus einem Zimmer. Die Kamera hat unterdessen die Fensterfront einer Penthousesuite im obersten Stockwerk eines Wolkenkratzers in den Fokus genommen. „Fuck ... fuck!“ Das Licht geht an, das Licht geht aus. Die Rollläden fahren runter. Schnitt ins Zimmer, Blick der Frau (Amy Ryan) rüber zum Bett. Davor liegt ein Körper, der auf ihr zaghaftes „hey“ nicht reagiert. So schön kann Panik aussehen.

Es spricht für sein Image, dass man als Zuschauer aufatmet, als endlich George Clooney im Türbereich steht: graues Haar, grauer Bart, sonst ganz in Schwarz, vorgefahren mit deutscher Karosse. Wen, wenn nicht Clooney, würde man sich wünschen, wenn man sich so richtig in die Bredouille bugsiert hat. Einer, der von der akkurat gelegten Haarspitze bis in die Fußsohle Kontrolle ausstrahlt, ob nun im Anzug mit Panzerband um die durchschossene Hand („From Dusk Till Dawn“, 1996) oder in Latzhose („O Brother, Where Art Thou?“, 2000). Im Film „Wolfs“ steht er als Ausputzer (englisch „Fixer“) exakt dafür: Menschen, denen etwas Dummes passiert ist, bei dem am Ende mindestens einer nicht mehr aufsteht, Kontrolle zurückzugeben, das Chaos zu beseitigen und keine überflüssigen Fragen zu stellen. Alles sehr geheim und sehr exklusiv, versteht sich. Es ist ein Kontakt, den man als Staatsanwältin mit Yale-Abschluss gebrauchen kann, wenn es darum geht, die weiße Weste zu wahren, weil man im Dienste des Volkes an „etwas Großem“ dran ist.

Doch schon klopft es, und der nächste Platzhirsch steht in der Tür, ebenfalls in Coolness ergraut: Brad Pitt. Rollennamen fallen – da trägt der Film seinem Sujet Rechnung – kaum je ins Bedeutungsgewicht. Und das ist dann schon das ganze Setting: zwei klandestine Profis, überzeugt von ihrer Einzigartigkeit, eine äußerst komplizierte Leiche und obendrauf ein Rucksack mit vier Kilo Koks. Mehr wird es nicht, und das muss es auch nicht. Und ja, es ist auch zu einem Großteil die geballte Star-Aura von Clooney und Pitt, in der doch jeweils mittlerweile schon einiges an Filmgeschichte, an Auf und Ab steckt, die dafür sorgt, dass man diesen beiden Einzelkämpfern mit Freude zusieht, wie sie stets aufs Neue an ihrem mühevoll polierten Selbstbild scheitern, um den Kopf ihrer Klienten und bald auch ihren eigenen aus der Schlinge zu ziehen. Also hütet jeder seine Berufsgeheimnisse, und wenn man Jack (Clooney) dabei zusieht, wie er den leblosen Körper vom Hotelboden in eine Plane, einen Kleidersack und zuletzt auf einen Gepäckwagen verfrachtet, dann versteht man, warum. Es ist eine verdammte Kunst, die die Kamera von Larkin Seiple im Verbund mit Andrew Weisblums Montage so abzubilden weiß, dass es aussieht wie eine Trapeznummer.

Doch die Bildkomposition ist nicht nur elegant, sondern mit ihren Textflächen – Ladenschilder, Werbeanzeigen, Neonschriften, Handyadressbücher – auch auffällig geschwätzig. Vielleicht ein Verweis auf die zweite Ebene des Ganzen: Denn gilt, was für diese beiden Fixer gilt, nicht auch für Hollywood selbst? Schließlich geht es auch dort darum, dass Menschen für viel Geld die Drecksarbeit erledigen, um andere gut aussehen zu lassen. Und manchmal, wenn man Pech hat, dann erwachen die Leichen wieder zum Leben.

In „Wolfs“ spielen Brad Pitt und George Clooney zwei rivalisierende „Ausputzer“, die normalerweise als „einsame Wölfe“ arbeiten. Wie ifun.de berichtet, handelt es sich um den ersten gemeinsamen Auftritt der beiden Schauspieler seit 16 Jahren. Die schwarzhumorige Krimikomödie von „Spider-Man“-Regisseur Jon Watts bietet Popcornkino, das jede Menge Spaß macht und sich auf seine beiden Stars verlassen kann, so Blickpunkt:Film.

Der Film „Wolfs“ ist ab dem 27. September 2024 bei Apple TV+ verfügbar.

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