9.12.2024
Zukunft der syrischen Community in Deutschland Ungewissheit nach dem Sturz Assads

Hoffnung und Unsicherheit: Reaktionen syrischer Geflüchteter in Deutschland auf den Sturz Assads

Der Sturz von Baschar al-Assad hat in der syrischen Community in Deutschland große Freude und Erleichterung ausgelöst. Tausende Syrerinnen und Syrer feierten in zahlreichen deutschen Städten das Ende seiner Herrschaft. Demonstrationen mit etwa 5000 Teilnehmern fanden laut F.A.Z. in Berlin statt, in Hamburg versammelten sich rund 3000 Menschen. Auch in anderen Städten wie Essen, Mainz, Koblenz und Darmstadt gab es Kundgebungen und Autokorsos, bei denen die syrische Flagge gezeigt und der vermeintlich neugewonnene Frieden gefeiert wurde. Nahla Osman vom deutsch-syrischen Verein in Darmstadt beschrieb die Stimmung gegenüber dem Hessischen Rundfunk (hr) mit den Worten: "Das ist der erste Morgen für die Syrer in Freiheit und ohne Diktator".

Trotz der Euphorie sind die Zukunftsaussichten für Syrien ungewiss und sorgen für Beunruhigung. Der Spiegel berichtet von der Unsicherheit bezüglich der weiteren Entwicklung des Landes nach dem Ende der Assad-Ära. Der Anführer der Bewegung, die Assad stürzte, Abu Muhammad al-Golani, wird als radikaler Ideologe eingestuft, was Bedenken hinsichtlich der zukünftigen politischen Ausrichtung Syriens weckt. Der Schutz von Minderheiten wie Alawiten, Christen und Kurden ist eine zentrale Frage. Auch die Rolle der Türkei, die die Situation möglicherweise für ein verstärktes Vorgehen gegen die Kurden in Syrien nutzen könnte, wird mit Sorge betrachtet.

In Deutschland wird bereits über die Rückkehr syrischer Flüchtlinge diskutiert. Gari Pavkovic, Integrationsbeauftragter der Stadt Stuttgart, hält diese Diskussion laut F.A.Z. jedoch für verfrüht. Die Machtverhältnisse in Syrien seien unklar und die Infrastruktur zerstört. Er plädiert dafür, die Entwicklungen abzuwarten und den syrischen Flüchtlingen die notwendige "Mindestsicherheit" für eine Rückkehr zu bieten. Ryyan Alshebl, syrischstämmiger Bürgermeister in Ostelsheim (Baden-Württemberg), teilt diese Ansicht. Er betont die Individualität der Entscheidung zur Rückkehr, die von den persönlichen Lebensumständen abhänge. Wie der Tagesspiegel berichtet, haben viele Syrer in Deutschland ein neues Leben begonnen, Familien gegründet und Arbeit gefunden. Für sie kommt eine Rückkehr nach Syrien aktuell nicht in Frage.

Die politische Lage in Syrien bleibt instabil. Die Tagesschau berichtet, dass Bundeskanzler Olaf Scholz von einer neuen Regierung den Schutz von Minderheiten fordert. Außenministerin Annalena Baerbock warnte vor einer erneuten Eskalation und unterstrich die Notwendigkeit des Schutzes ethnischer und religiöser Minderheiten. Der SPD-Politiker Michael Roth, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, warnte vor der Ablösung der "blutigen säkularen Diktatur" durch eine religiös-fundamentalistische Diktatur.

Die Situation der Syrer in Deutschland ist geprägt von einer Mischung aus Freude über das Ende der Assad-Herrschaft und Sorge um die Zukunft. Die Rückkehr nach Syrien ist für viele ein Wunsch, jedoch aufgrund der unsicheren Lage und der neuen Lebensumstände in Deutschland derzeit keine realistische Option. Die weitere Entwicklung in Syrien wird die Zukunft der syrischen Community in Deutschland maßgeblich beeinflussen.

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