Die Digitalisierung verändert die Medienlandschaft rasant. Auch die gedruckten Amtsblätter, einst zentrale Informationsquelle für kommunale Angelegenheiten, stehen vor neuen Herausforderungen. Während einige Kommunen die Printversion als Auslaufmodell betrachten, setzen andere weiterhin auf die bewährte Papierform, wie die dpa am 2. November 2024 berichtete (Zeit Online). Dieser Artikel beleuchtet die unterschiedlichen Strategien deutscher Städte und Gemeinden im Umgang mit ihren Amtsblättern.
In Thüringen zeigt sich ein gemischtes Bild. Sonneberg plant, die Auslieferung des gedruckten Amtsblatts ab Januar 2025 einzustellen. Printversionen sollen dann nur noch im Rathaus verfügbar sein. Cindy Heinkel von der Stadtverwaltung Sonneberg sieht die gedruckte Version als Auslaufmodell. Die Stadt setzt verstärkt auf Online-Bekanntmachungen und plant die Entwicklung einer App, die aktuelle Informationen bündelt. Ähnlich verhält es sich in Mühlhausen. Dort wurde die Verteilung des gedruckten Amtsblatts bereits eingestellt, Exemplare liegen nur noch zur Abholung bereit. Auch in Eisenach wird eine Einstellung geprüft, während Weimar und Gera bisher an der gedruckten Ausgabe festhalten.
Einen anderen Weg gehen Erfurt und Jena. Dort wird das gedruckte Amtsblatt als wichtiges Medium betrachtet, um insbesondere ältere Bevölkerungsgruppen zu erreichen. Anja Schultz von der Erfurter Stadtverwaltung betont die Bedeutung eines niedrigschwelligen Informationsangebots und befürwortet daher die gedruckte Version. Die Stadt verteilt rund 113.000 Amtsblätter und investiert jährlich fast 400.000 Euro in die 23 bis 24 Ausgaben. Herausforderungen bereitet weniger die Nachfrage, sondern der Personalmangel bei der Verteilung. Jena plant sogar die Wiedereinführung des gedruckten Amtsblatts. Stefanie Braune von der Stadtverwaltung argumentiert, dass angesichts von Falschinformationen in sozialen Medien und sinkenden Auflagenzahlen der Lokalpresse ein kostenfreies Printprodukt unverzichtbar sei, um Reichweite und Zielgruppen zu erhöhen.
Auch Weimar hält am Printformat fest. Die Auflage des Amtsblatts ist in den letzten zehn Jahren auf knapp 40.000 Exemplare gestiegen. Die jährlichen Kosten für die rund zehn Ausgaben belaufen sich auf etwa 170.000 Euro. Laut einem Sprecher der Stadtverwaltung wird die gedruckte Variante von den Bürgern bevorzugt.
Trotz der unterschiedlichen Strategien im Umgang mit der Printversion sind sich alle befragten Kommunen einig, dass die Nachfrage nach digitalen Angeboten steigt. In Mühlhausen haben sich die Online-Zugriffe nach Einstellung des gedruckten Amtsblatts verdoppelt. Auch in Erfurt und Jena werden die digitalen Amtsblätter rege genutzt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Abgrenzung der Amtsblätter zur Lokalpresse. Alle befragten Kommunen betonen, dass sowohl im Erscheinungsrhythmus als auch in Inhalt und Gestaltung darauf geachtet wird, dass die Amtsblätter keine Konkurrenz zu Zeitungen darstellen. Dies ist auch rechtlich relevant, da Amtsblätter gemäß geltendem Recht keine Zeitungen imitieren dürfen (Mainzer Medieninstitut). In der Vergangenheit gab es bereits Klagen von Verlagen gegen Städte wegen einer zu presseähnlichen Berichterstattung in Amtsblättern.
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