Im hitzigen Endspurt des US-Wahlkampfes entzündet sich eine Posse um das Wort „Müll“ und einen fehlenden Apostroph. Auslöser war ein geschmackloser Scherz auf einer Wahlkampfveranstaltung von Donald Trump, bei dem ein Comedian Puerto Rico als „Müllinsel“ bezeichnete. Wie die Zeit berichtet, löste dies Empörung in Puerto Rico aus und stellt für Trump ein potenzielles Problem dar, da im umkämpften Bundesstaat Pennsylvania rund 500.000 puerto-ricanische Wähler leben (Zeit Online, 01.11.2024).
US-Präsident Joe Biden nutzte den Vorfall zunächst, um Trump zu kritisieren. In einem Wahlkampfgespräch mit der Latino-Community äußerte er sich jedoch missverständlich. Ein online verbreitetes Video lässt die Interpretation zu, Biden habe Trumps Anhänger als „Müll“ bezeichnet. Diese Aussage wurde von Trump und seinem Wahlkampfteam umgehend aufgegriffen und instrumentalisiert. Trump inszenierte sich in einem Müllauto und trug bei einer Kundgebung eine Müllmannweste, um Bidens vermeintliche Aussage gegen ihn zu verwenden. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, ließ sich Trump in einem Müllauto filmen und trat in einer Kundgebung in einer orange-gelben Weste eines Müllmanns auf (Süddeutsche Zeitung, 01.11.2024).
Das Weiße Haus veröffentlichte daraufhin ein offizielles Transkript des Telefonats, in dem Bidens Aussage anders wiedergegeben wird. Demnach bezog sich Biden auf die hasserfüllte Rhetorik eines einzelnen Trump-Anhängers und nicht auf die gesamte Anhängerschaft. Der Unterschied im englischen Original besteht in einem Apostroph beim Wort „Unterstützer“, der im Transkript vorhanden ist, im online verbreiteten Video jedoch fehlt. Biden und das Weiße Haus betonten, der Präsident habe den Apostroph mitgesprochen und somit nur die Ansichten des Comedians gemeint. Die Zeit berichtet, dass US-Medien dem Weißen Haus vorwerfen, das Transkript manipuliert zu haben, um Bidens Patzer zu vertuschen (Zeit Online, 01.11.2024).
Fox News berichtete unter Berufung auf interne E-Mails, dass das Weiße Haus das Transkript trotz Bedenken der Stenografen geändert habe. Ein Vorgesetzter der Stenografie-Abteilung habe Alarm geschlagen und eine Verletzung von Vorschriften durch die Pressestelle beklagt. Laut Süddeutscher Zeitung berichtete Fox News unter Berufung auf interne Mails aus dem Weißen Haus, dass die Regierungszentrale das Transkript von Bidens umstrittener Bemerkung trotz der Bedenken der offiziellen Stenografen geändert habe (Süddeutsche Zeitung, 01.11.2024).
Vizepräsidentin Kamala Harris distanzierte sich von Bidens Aussage und betonte, sie sei dagegen, Menschen für ihre Wahlentscheidung zu kritisieren. Sie wolle Präsidentin für alle Amerikaner sein, auch für diejenigen, die nicht für sie stimmen. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, hat Kamala Harris versucht, sich von Bidens Bemerkung zu distanzieren (Süddeutsche Zeitung, 01.11.2024).
Die Kontroverse verdeutlicht die aufgeheizte Stimmung im US-Wahlkampf, in der selbst einzelne Wörter und Satzzeichen zum Gegenstand politischer Auseinandersetzungen werden können. Trumps bildstarke Inszenierung als Müllmann überschattet die detaillierte Textanalyse der strittigen Aussage und prägt die öffentliche Wahrnehmung.
Quellen: