Nach zwei Jahren stark gestiegener Nachfrage nach Bausparverträgen kehrt das Geschäft zur Normalität zurück. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) meldet, erwartet die Branche einen Rückgang der Neuabschlüsse. Axel Guthmann, Verbandsdirektor der Landesbausparkassen, erklärte gegenüber der dpa, dass nach den zwei außergewöhnlich erfolgreichen Jahren, die stark von der Zinswende beeinflusst waren, für 2024 eine Normalisierung des Bauspargeschäfts prognostiziert wird. Auch der Verband der Privaten Bausparkassen geht von einer Rückkehr zum Niveau von 2021 aus. Diese Entwicklung wird ebenfalls in einem Artikel der Zeit vom 24. Dezember 2024 bestätigt (https://www.zeit.de/news/2024-12/24/nach-dem-hoch-bauspargeschaeft-normalisiert-sich).
Konkrete Zahlen untermauern diesen Trend. Die Landesbausparkassen (LBS) verzeichneten im Zeitraum von Januar bis September 2024 etwa 345.000 neue Bausparverträge mit einem Gesamtvolumen von rund 20,9 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht dies einem Rückgang von 10 Prozent bei der Anzahl der Verträge und 16,4 Prozent beim Volumen. Ähnliche Entwicklungen zeigen sich bei den privaten Bausparkassen. Bis Ende Oktober 2024 sank die Anzahl der neu abgeschlossenen Verträge um 14,3 Prozent auf circa 725.000, das Volumen reduzierte sich um 23,5 Prozent auf etwas über 43 Milliarden Euro. Wie die LBS Süd auf einer Pressekonferenz am 4. März 2024 bekannt gab, lag das Bausparneugeschäft 2023 mit knapp 218.000 Verträgen und einem Volumen von 16,4 Milliarden Euro zwar unter dem Rekordjahr 2022, übertraf aber die Vorjahre 2020 und 2021 deutlich (https://presse.lbs.de/pressreleases/pressekonferenz-der-lbs-sued-vom-4-maerz-2024-3307594).
Bausparen ermöglicht es Sparern, durch regelmäßige Einzahlungen einen Anspruch auf einen zinsgünstigen Kredit zu erwerben, der zum Beispiel für den Erwerb von Wohneigentum verwendet werden kann. Neben der Planungssicherheit profitieren Sparer von der Verzinsung ihrer Guthaben. Ungeachtet der aktuellen Entwicklung im Neugeschäft blicken die Landesbausparkassen optimistisch in die Zukunft. Guthmann betonte die anhaltende Bedeutung von Bausparverträgen als langfristige Vorsorgeinstrumente. Auch die Krise im Bausektor und die allgemeine wirtschaftliche Lage hätten diesen Trend bislang nicht wesentlich beeinträchtigt. Für private Institute sind laut einer Sprecherin die Wirtschaftslage, die Bundestagswahl, die Agenda der neuen Bundesregierung und die langfristige Zinsentwicklung der Europäischen Zentralbank (EZB) entscheidende Einflussfaktoren.
Die Niedrigzinspolitik der EZB nach der Finanzkrise hatte das Bauspargeschäft jahrelang belastet, da günstige Kredite leicht zugänglich waren. Die Zinswende Mitte 2022 führte zu einer Verteuerung von Immobilienkrediten und infolgedessen zu einem sprunghaften Anstieg der Nachfrage nach Bausparverträgen. Viele wollten sich die niedrigen Zinsen sichern, was den Bausparkassen zweistellige Zuwächse bescherte. Seit Juni 2024 senkt die EZB die Zinsen jedoch wieder, was die aktuelle Normalisierung des Bauspargeschäfts erklärt. Die LBS Südwest berichtete bereits im Juli 2020 von einem Rückgang im Bausparneugeschäft bei gleichzeitigem Wachstum im Kreditgeschäft (https://www.kreditwesen.de/immobilien-finanzierung/ergaenzende-informationen/i-f-meldungen/lbs-suedwest-bauspar-neugeschaeft-schrumpft-kreditgeschaeft-id65). Die Landesbausparkassen halten gut ein Drittel des deutschen Marktes, der Rest entfällt auf private Anbieter. Baden-Württemberg ist das Zentrum der Branche, dort haben neben dem Marktführer Schwäbisch Hall auch die größte deutsche LBS (LBS Süd), Wüstenrot und die Deutsche Bausparkasse Badenia ihren Sitz.