Eisenach plant, in Teilen der Innenstadt die Geschwindigkeit auf 20 km/h zu begrenzen. Oberbürgermeister Christoph Ihling (CDU) begründet diesen Schritt laut der Zeit (Zeit Online, 18.12.2024) mit dem Wunsch, die Innenstadt attraktiver und sicherer zu gestalten. Kritikern, die eine Beeinträchtigung des Verkehrsflusses befürchten, entgegnet Ihling, die Innenstadt sei nicht primär als Durchfahrtsstraße gedacht. Die Umsetzung ist für Februar oder März 2025 vorgesehen.
Eisenach folgt damit dem Beispiel anderer Thüringer Städte wie Erfurt, Jena und Weimar, wo Tempo 20 bereits auf bestimmten Straßenabschnitten gilt. Initiale Bedenken, wie sie beispielsweise in Weimar geäußert wurden, verfliegen laut den dortigen Behörden mit der Zeit. Auch in Jena gebe es aktuell keine nennenswerten Diskussionen mehr über die Tempo-20-Zonen.
Der ADAC unterstützt Tempo 20 in Innenstädten. Mobilitätsexperte Lukas Berkel (Zeit Online, 18.12.2024) sieht darin eine Chance, die Aufenthaltsqualität und Attraktivität von Innenstädten zu verbessern. Der minimale Zeitverlust für Autofahrer werde durch die bessere Verkehrsübersicht kompensiert. Karsten Pehlke, Vorsitzender des ADFC, argumentiert ähnlich (Zeit Online, 18.12.2024). Durch Staus, Engstellen und parkende Fahrzeuge sei innerorts oft ohnehin nicht schneller als 20 km/h möglich. Die Verkehrsberuhigung steigere die Lebensqualität und bringe Vorteile für alle, auch für Autofahrer.
Oberbürgermeister Ihling erwartet durch die Vereinheitlichung der Geschwindigkeitsregelungen in Eisenach eine Vereinfachung (Zeit Online, 18.12.2024). Die vielen Schilder würden oft nicht mehr wahrgenommen. Die reduzierte Geschwindigkeit verbessere die Sichtbarkeit von Fußgängern und fördere die Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer. Anders als Jena, wo ein stationärer Blitzer die Einhaltung kontrolliert, setzt Eisenach auf Displays mit Smiley-Anzeigen. Die Tempo-20-Zonen sind zunächst auf zwei Jahre begrenzt, eine dauerhafte Einführung ist jedoch das Ziel.
Der MDR Thüringen (MDR, 10.11.2024) berichtete bereits im November über den geplanten Verkehrsversuch. Die Straßen rund um Markt und Karlsplatz sowie die Goldschmiedenstraße sollen einbezogen werden. Ziel ist die Erhöhung der Verkehrssicherheit und die Reduzierung des Abkürzungsverkehrs. Ein Starttermin stand damals noch nicht fest.
Die Diskussion um Tempo 20 in Innenstädten ist nicht neu. Wie die Süddeutsche Zeitung (SZ, 12.11.2023) berichtet, hat Frankfurt am Main bereits im November 2023 Tempo-20-Zonen eingerichtet, um die Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern zu verbessern. Die Maßnahme ist Teil eines Kulturwandels, der die Dominanz des Autos hinterfragt.
Eine Umfrage von VISION mobility (unterwegs-auf-der-autobahn.de, 20.11.2023) zeigt jedoch, dass Tempo 20 in Städten nicht unumstritten ist. Während einige die Angleichung der Geschwindigkeiten und die höhere Sicherheit begrüßen, befürworten andere Tempo 30 vor sensiblen Bereichen wie Schulen und Altenheimen. Andere lehnen Tempo 20 gänzlich ab.
Die Initiative "Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten" (lebenswerte-staedte.de) setzt sich für mehr kommunale Entscheidungsfreiheit bei der Festlegung von Tempolimits ein. Sie fordert, neben Verkehrsfluss und -sicherheit auch Klimaschutz, Gesundheit und städtebauliche Entwicklung zu berücksichtigen. Auch der Deutschlandfunk (Deutschlandfunk, 28.02.2023) berichtete über die Initiative und die Debatte um Tempo 30.