9.11.2024
Genossenschaftsmodell im Fußball Zwischen Fanbeteiligung und Finanzsicherung

Schalke 04 und FC St. Pauli: Sind Genossenschaften die Rettung für Fußballvereine?

Im modernen Fußball haben es eingetragene Vereine schwer, sich finanziell zu behaupten. Schalke 04 und der FC St. Pauli gehen deshalb neue Wege und gründen Genossenschaften. Doch kann dieses Modell die Vereine tatsächlich retten? Die Ausgangslage beider Klubs könnte unterschiedlicher kaum sein. Während Schalke 04 in der zweiten Bundesliga gegen den Abstieg kämpft, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) am 09.11.2024 berichtete, spielt St. Pauli in der ersten Bundesliga und empfängt den FC Bayern München, so die F.A.Z. im gleichen Artikel.

Die Idee der Genossenschaft ist für Vereine wie Schalke 04 und den FC St. Pauli besonders interessant, da deren Mitglieder mehrheitlich gegen eine Ausgliederung der Profiabteilung votieren. Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli, sieht in der Genossenschaft eine vielversprechende Alternative zu herkömmlichen Finanzierungsmodellen, wie die taz am 31.10.2024 berichtete. Gängige Modelle wie der Verkauf von Stadionnamenrechten oder die Aufnahme von Investoren sind für den FC St. Pauli nicht akzeptabel. Die Mitglieder wünschen sich einen unabhängigen Verein, der seine Werte bewahren kann. Die taz zitiert Göttlich mit den Worten: „Alle gängigen Modelle der Geldbeschaffung passen nicht zu uns, unser Ziel ist es, eine Alternative zu bieten.“

Die wirtschaftliche Realität zwingt jedoch auch den FC St. Pauli zum Handeln. Investitionen in die Infrastruktur sind dringend notwendig, alte Schulden müssen getilgt werden und die Konkurrenz durch finanzstarke Investoren-Klubs wächst stetig. Wie die Zeit in ihrer Ausgabe 47/2024 beschreibt, schloss der Verein das vergangene Geschäftsjahr trotz Rekordeinnahmen mit einem Verlust von knapp fünf Millionen Euro ab. Hinzu kommen Verbindlichkeiten aus dem Stadionbau. Die Genossenschaft soll hier Abhilfe schaffen. Durch den Verkauf von Anteilen, die laut der Borkener Zeitung vom 08.11.2024 850 Euro kosten sollen, erhofft sich der Verein rund 30 Millionen Euro einzunehmen. Damit sollen die Restschulden getilgt und zukünftige Investitionen ermöglicht werden. Im Gegenzug erhalten die Mitglieder der Genossenschaft Mitbestimmungsrechte und die Chance auf eine – wenn auch geringe – Rendite.

Auf Schalke ist die Situation deutlich angespannter. Wie die taz am 31.10.2024 berichtet, ist das Umfeld des Vereins skeptisch gegenüber neuen Finanzierungsmodellen. Die Vergangenheit ist geprägt von umstrittenen Maßnahmen wie der Anleihe bei Stephen Schechter oder dem Sponsoring-Deal mit Gazprom. Das Vertrauen in die Vereinsführung ist angeschlagen. Dennoch sieht auch Schalke 04 in der Genossenschaft eine Möglichkeit, die finanzielle Situation zu verbessern und die hohen Verbindlichkeiten abzubauen, wie die Frankfurter Rundschau (F.R.) am 08.11.2024 berichtet. Vorstandschef Matthias Tillmann betonte im Deutschlandfunk, dass die Einnahmen der Genossenschaft nicht für den laufenden Betrieb, sondern für die Tilgung von Schulden verwendet werden sollen.

Die Genossenschaft als Organisationsform hat sich in vielen Wirtschaftsbereichen bewährt. Warum also nicht auch im Fußball? Wie die taz am 31.10.2024 berichtet, ermöglicht die Genossenschaft eine stärkere Beteiligung der Mitglieder und verhindert, dass die Macht allein bei externen Geldgebern liegt. Im Fußball kann die Genossenschaft als Partnerunternehmen fungieren und durch eine entsprechende Satzung die Werte des Vereins sichern. So können beispielsweise Vetorechte verhindern, dass unliebsame Investoren oder Konkurrenten Einfluss auf den Verein nehmen.

Ob das Genossenschaftsmodell die Rettung für Fußballvereine ist, bleibt abzuwarten. Das Potenzial ist vorhanden, doch die Umsetzung ist komplex und der Verwaltungsaufwand hoch. Wie die Zeit am 05.11.2024 in einem Artikel mit elf Fragen und Antworten zur FCSP-Genossenschaft erläutert, ist die Zeichnung der Anteile erst der Anfang. Jährliche Versammlungen und langwierige Entscheidungsprozesse sind die Kehrseite der Medaille. Dennoch bietet die Genossenschaft die Chance, die finanzielle Unabhängigkeit zu wahren und die Mitglieder aktiv am Vereinsleben zu beteiligen. Ein Modell, das im modernen Fußball eine echte Alternative darstellen könnte.

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