29.10.2024
Hinrichtung Von Jamshid Sharmahd Löst Diplomatische Krise Aus

Die Hinrichtung des deutsch-iranischen Doppelstaatsbürgers Jamshid Sharmahd durch den Iran hat zu scharfen Reaktionen und diplomatischen Konsequenzen geführt. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, bestellte das Auswärtige Amt den Leiter der iranischen Botschaft in Berlin ein, um gegen die Exekution zu protestieren. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) ordnete zudem die Rückkehr des deutschen Botschafters in Teheran nach Berlin zu Konsultationen an. Die Bundesregierung behält sich laut FAZ weitere Maßnahmen vor.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verurteilte die Hinrichtung als Skandal. Baerbock bezeichnete die Tötung als erneuten Beweis für das „menschenverachtende Regime in Teheran“, so upday. Bereits zuvor hatte die Bundesregierung Iran wiederholt vor „schwerwiegenden Folgen“ gewarnt, falls Sharmahd hingerichtet werden sollte, wie das Auswärtige Amt auf seiner Webseite mitteilte.

Der iranische Außenminister Abbas Araghchi wies die Kritik Deutschlands entschieden zurück. Auf der Plattform X schrieb er, ein deutscher Pass biete niemandem Straffreiheit, „geschweige denn einem terroristischen Verbrecher“, wie upday berichtet. Er beschuldigte Sharmahd, für einen Terroranschlag mit 14 Toten verantwortlich zu sein. Araghchi warf der Bundesregierung zudem vor, „Komplize beim anhaltenden israelischen Genozid“ im Gazastreifen zu sein, berichtet die Tagesschau.

Sharmahds Tochter Gazelle, die in den USA lebt, erhob schwere Vorwürfe gegen die Bundesregierung und die US-Regierung. Sie warf beiden Regierungen vor, nichts für die Freilassung ihres Vaters unternommen zu haben. Wie Der Westen berichtet, forderte sie Beweise für den Tod ihres Vaters und die Überführung seiner Leiche, damit die Familie Abschied nehmen könne. Laut upday telefonierte Baerbock mit Gazelle Sharmahd und sprach ihr Beileid aus. Das Auswärtige Amt unterstütze den Wunsch der Tochter nach Überführung des Leichnams.

Sharmahd war im Sommer 2020 unter ungeklärten Umständen während einer Reise von Dubai in den Iran gebracht worden. Es gibt Berichte, die von einer Entführung durch den iranischen Geheimdienst sprechen, so upday. Er wurde im Frühjahr 2023 in einem umstrittenen Prozess zum Tode verurteilt. Die Bundesregierung, Angehörige und Menschenrechtsorganisationen wiesen die Terrorvorwürfe gegen ihn zurück. Wie Amnesty International auf ihrer Webseite fordert, sollen strafrechtliche Ermittlungen gegen die an Sharmahds Inhaftierung und Hinrichtung beteiligten iranischen Beamten eingeleitet werden.

Sharmahd wurde 1955 in Teheran geboren und kam im Alter von sieben Jahren nach Deutschland. Er wuchs in Niedersachsen auf und betrieb in Hannover einen Computerladen. 2003 zog er in die USA, wo er politisch aktiv wurde und der iranischen Exil-Oppositionsgruppe „Tondar“ angehörte. Der Iran wirft der Gruppe einen Anschlag im Jahr 2008 in Shiraz vor, wie upday berichtet.

Kritiker bezeichnen den Prozess gegen Sharmahd als unfair. Ihm wurde die Wahl eines eigenen Anwalts verwehrt, und sein Aufenthaltsort blieb lange unbekannt. Es wird vermutet, dass im Staatsfernsehen ausgestrahlte Geständnisse unter Folter erzwungen wurden. Der Richter Abolghassem Salawati, der den Prozess leitete, ist auch als „Richter des Todes“ bekannt und wurde von den USA und der EU mit Sanktionen belegt, berichtet upday.

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