31.10.2024
IG Metall und Arbeitgeber im Tarifstreit: Forderung nach sieben Prozent mehr Lohn
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Die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie sind in vollem Gange, und die IG Metall fordert weiterhin sieben Prozent mehr Lohn. Die Stimmung ist angespannt, insbesondere angesichts der aktuellen Situation bei Volkswagen. Wie die F.A.Z. berichtet, plant der Konzern Lohnkürzungen von bis zu 18 Prozent, Werksschließungen und einen massiven Stellenabbau. Diese „Bulldozer-Mentalität“, so die IG Metall-Tarifvorständin Nadine Boguslawski im Interview mit der F.A.Z., schockiere die Gewerkschaft. Die Mitbestimmung werde mit Füßen getreten und die traditionell gute Sozialpartnerschaft gefährdet.

Boguslawski betont, dass die Situation bei Volkswagen, einem Konzern mit hausgemachten Problemen, nicht repräsentativ für die gesamte Metall- und Elektroindustrie mit ihren vier Millionen Beschäftigten sei. Die Forderung nach sieben Prozent mehr Lohn sei angesichts der allgemeinen Wirtschaftslage gerechtfertigt. Ökonomen seien sich einig, dass Wirtschaftswachstum durch privaten Konsum angekurbelt werden müsse. Dafür brauche es höhere Einkommen.

Arbeitgeber argumentieren, dass die Sparneigung der Bevölkerung groß sei und zusätzliche Gelder nicht zwangsläufig ausgegeben würden. Unternehmen mit schwierigen Perspektiven sähen Lohnerhöhungen kritisch. Dem entgegnet Boguslawski, dass das leicht verbesserte Wirtschaftswachstum im dritten Quartal gerade auf Konsum zurückzuführen sei. Sichere Einkommensperspektiven seien notwendig, um diesen Trend zu verstetigen. Das Angebot der Arbeitgeber über 27 Monate sei zu lang, zu wenig und zu spät. Mit einer Erhöhung von 1,7 Prozent im Juli 2025 würde nicht einmal die Inflationsrate ausgeglichen. So könne keine Kaufkraft generiert werden.

Die Arbeitgeber fordern eine automatische Differenzierung tariflicher Leistungen. Dieses Verfahren, eingeführt 2021 als Reaktion auf die Corona-Krise und bis 2024 verlängert, erlaubt es Unternehmen, Sonderzahlungen zu kürzen oder zu streichen, wenn die Nettorendite unter 2,3 Prozent sinkt. Die IG Metall argumentiert, dass es in der Branche bereits umfangreiche Differenzierungsmöglichkeiten gebe, wie das „Pforzheimer Abkommen“ zeige. Dieses ermögliche es Betriebsrat und IG Metall, gemeinsam mit dem Unternehmen Zukunftsperspektiven zu entwickeln. Die Forderung der Arbeitgeber nach alleiniger Entscheidungsgewalt über Sonderzahlungen lehnt die Gewerkschaft ab.

Für die IG Metall geht es um gelebte Sozialpartnerschaft, nicht um bloße Renditesicherung. Die Gewerkschaft sieht sich als Partner der Unternehmen und betont ihre Expertise, mit dem Sachverstand der Beschäftigten die Unternehmen weiterzuentwickeln. Die automatische Differenzierung diene lediglich der kurzfristigen Liquiditätssicherung der Unternehmen, ohne zukunftsorientierte Kreativleistung.

Die Verhandlungen gestalten sich schwierig. Die Arbeitgeber zeigten in den ersten Runden kein Entgegenkommen in der Lohnfrage. Die IG Metall setzt nun auf Warnstreiks, um Bewegung in die Verhandlungen zu bringen. Die Frage nach einem möglichen Pilotabschluss und dem Bezirk, in dem dieser erzielt werden könnte, bleibt offen. Die Lage sei schwierig, aber nicht hoffnungslos, so Boguslawski.

Im Vergleich zur Regierungskoalition, die von der IG Metall-Chefin Christiane Benner als "Hühnerhaufen" bezeichnet wurde, sieht Boguslawski die Tarifverhandlungen als strukturierter. Die Tarifpartner seien sich ihrer Verantwortung bewusst und hätten ein Interesse an einem zügigen Abschluss, um mit gesteigerter Kaufkraft die Konjunktur zu stabilisieren. Dafür sei auch Klarheit von Seiten der Regierung in Bezug auf die Industriepolitik notwendig. Warnstreiks könnten hier, im Gegensatz zur Politik, zu einer Beschleunigung des Prozesses beitragen.

Quellen:

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