Der Literaturnobelpreisträger Kazuo Ishiguro feiert seinen 70. Geburtstag. Wie die Zeit berichtet, wurde er 1954 in Nagasaki, Japan, geboren, lebt aber seit seinem fünften Lebensjahr in England. Diese prägende Erfahrung der Migration und die damit verbundene Frage nach Identität spiegeln sich in seinem gesamten Werk wider.
Obwohl Ishiguro Japan erst im Erwachsenenalter wieder besuchte, spielt ein idealisiertes Bild seiner Heimat in einigen seiner Romane eine zentrale Rolle. In seiner Nobelpreisrede 2017, wie von mehreren Medien zitiert, beschrieb er die Erwartung seiner Familie, nach einigen Jahren nach Japan zurückzukehren, die sein Leben in England lange prägte. Dieses "Japan im Kopf", wie er es selbst nennt, wurde zum literarischen Raum, in dem er seine eigene Identität und die Themen Erinnerung und Zugehörigkeit erforschte.
Seinen Durchbruch erzielte Ishiguro 1989 mit dem Roman "Was vom Tage übrig blieb" (Originaltitel: "The Remains of the Day"), für den er den renommierten Booker Prize erhielt. Die Geschichte eines Butlers, der im Rückblick sein Leben im Dienst eines Lords reflektiert, wurde 1993 erfolgreich mit Anthony Hopkins und Emma Thompson verfilmt. Ishiguro, wie verschiedene Quellen berichten, sieht Film und Literatur nicht als Konkurrenz, sondern als sich ergänzende Medien. Er betont jedoch, dass die Literatur, insbesondere in der Darstellung von Erinnerungen, Möglichkeiten bietet, die dem Film verschlossen bleiben.
In seinen späteren Werken beschäftigt sich Ishiguro mit den Auswirkungen moderner Technologien. "Alles, was wir geben mussten" (Originaltitel: "Never Let Me Go") entwirft eine dystopische Zukunft, in der Klone als Organspender herangezogen werden. Sein jüngster Roman, "Klara und die Sonne" (Originaltitel: "Klara and the Sun"), erzählt die Geschichte eines humanoiden Roboters, der als Gesellschafterin für ein krankes Mädchen dient und dabei ein komplexes emotionales Innenleben entwickelt. Wie dpa berichtet, fällt Ishiguro das Schreiben schwer, was auch die geringe Anzahl seiner Romane erklärt. Ihm gehe es nicht darum, die Leser kurzfristig zu unterhalten, sondern nachhaltig zu berühren und zum Nachdenken anzuregen.
Mit nur acht Romanen hat Kazuo Ishiguro ein beeindruckendes literarisches Werk geschaffen, das sich durch seine tiefgründige Auseinandersetzung mit Erinnerung, Identität und den Herausforderungen der modernen Welt auszeichnet. Zum 70. Geburtstag würdigen zahlreiche Medien seinen Beitrag zur Literatur und erinnern an die wichtigsten Stationen seines Lebens und Schaffens.
Quellen: