30.12.2024
Polizeischüsse 2024 Höchste Todesfallzahl seit 25 Jahren

Rekordzahl an Todesopfern durch Polizeischüsse in Deutschland

Die Anzahl der Menschen, die in Deutschland im Jahr 2024 durch Polizeischüsse getötet wurden, hat einen traurigen Höchststand erreicht. Wie die Zeit und die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichten, starben seit Januar 17 Personen durch den Einsatz von Schusswaffen durch Polizeibeamte. Diese hohe Zahl wurde zuletzt im Jahr 1999 verzeichnet, als 19 Menschen durch Polizeischüsse ums Leben kamen. Auch der MDR bestätigt die Zahl von 17 Todesopfern und unterstreicht, dass dies die höchste Anzahl seit 25 Jahren darstellt. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 gab es zehn Tote, 2022 elf und 2021 acht Todesfälle durch Polizeischüsse, wie die Fachzeitschrift "Bürgerrechte & Polizei" dokumentiert. Unter den 17 Todesopfern befindet sich auch der 18-jährige Österreicher, der im September das israelische Generalkonsulat und das NS-Dokumentationszentrum in München angegriffen hatte und anschließend von der Polizei erschossen wurde. Der MDR berichtet jedoch, dass die Mehrzahl der tödlichen Schüsse in Situationen fiel, in denen die Beamten mit Personen in psychischen Ausnahmesituationen konfrontiert waren. Mehrere der Getöteten waren mit Messern bewaffnet. Die Polizeigewerkschaft sieht einen direkten Zusammenhang zwischen der gestiegenen Anzahl der Todesfälle und der Zunahme von Gewaltdelikten. Jochen Kopelke, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), erklärte gegenüber dem MDR, dass die zunehmende Gewaltkriminalität auch zu mehr gewalttätigen Übergriffen auf Polizeikräfte führe. In solchen eskalierenden Situationen seien Polizisten gezwungen, den Angriff entschieden abzuwehren. Auch Uli Grötsch, Polizeibeauftragter des Bundestages, bestätigte im Gespräch mit dem MDR einen Anstieg der Gewalt gegen Einsatzkräfte und Polizeibeamte. Er betonte, die Hemmschwelle zur Gewalt sinke und Angriffe würden häufiger. Grötsch fordert Alternativen zur Dienstwaffe, wie zum Beispiel die flächendeckende Einführung von Tasern bei der Polizei. Außerdem sei die kontinuierliche Schulung und Sensibilisierung der Beamten in diesem Bereich unerlässlich. Er wies zudem auf die erhebliche psychische Belastung hin, der Polizeibeamte nach einem Schusswaffengebrauch ausgesetzt sind. Dies sei "so ziemlich das Schlimmste, was einem Polizeibeamten passieren kann", so Grötsch gegenüber dem MDR. Zu den bekanntesten Fällen dieses Jahres gehört der Tod einer 31-Jährigen, die in einem Münchner Supermarkt erschossen wurde. Die Polizei gab später bekannt, dass die Frau bereits zuvor polizeilich in Erscheinung getreten und dreimal in einer psychiatrischen Klinik untergebracht gewesen war. Im hessischen Schwalmstadt starb eine 20-Jährige, die laut Polizeiangaben eine Waffe auf Polizeibeamte gerichtet hatte. Quellen: - Zeit Online: https://www.zeit.de/news/2024-12/30/so-viele-tote-nach-polizeischuessen-wie-seit-jahren-nicht - MDR: https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/polizei-schusswaffengebrauch-hoch-bilanz-100.html - dpa (via MDR und Zeit Online) - Fachzeitschrift "Bürgerrechte & Polizei" (via MDR)
Weitere
Artikel