In Berlin herrscht ein eklatanter Widerspruch: Während die Wohnungssuche für viele Menschen zur Odyssee wird, stehen Zehntausende Wohnungen leer. Wie die Zeit (Zeit Online, 08.11.2024) berichtet, wurden in diesem Jahr bereits 3193 Amtsverfahren aufgrund des Zweckentfremdungsverbots eingeleitet. Diese Zahl verdeutlicht die Bemühungen des Senats, gegen den Leerstand vorzugehen. Doch die Intensität dieser Bemühungen variiert stark zwischen den Bezirken.
Die Statistik zeigt ein komplexes Bild. Laut Amt für Statistik standen 2022 insgesamt 40.681 Wohnungen in Berlin leer, was einer Quote von 2 Prozent entspricht. Besonders auffällig: Knapp 12.000 dieser Wohnungen waren länger als ein Jahr unbewohnt. Als Gründe für den Leerstand werden häufig geplante Baumaßnahmen, ein bevorstehender Verkauf oder ein geplanter Bezug innerhalb der nächsten drei Monate angegeben.
Die Bezirke Tempelhof-Schöneberg und Charlottenburg-Wilmersdorf zeigen im Kampf gegen Leerstand besonderes Engagement. Wie der Tagesspiegel (Tagesspiegel, 08.11.2024) berichtet, leitete Tempelhof-Schöneberg im vergangenen Jahr 1139 Verfahren ein, Charlottenburg-Wilmersdorf 1027. Andere Bezirke, wie Neukölln (342 Verfahren), Friedrichshain-Kreuzberg (266 Verfahren) und Treptow-Köpenick (185 Verfahren), weisen deutlich geringere Zahlen auf.
In einigen Bezirken ist die Anzahl der eingeleiteten Verfahren besonders niedrig. Marzahn-Hellersdorf verzeichnete in den Vorjahren kaum Verfahren, im laufenden Jahr jedoch bereits 730. Steglitz-Zehlendorf kommt 2023 auf lediglich 78 und im aktuellen Jahr bisher auf 8 Verfahren. Spandau meldete für 2023 nur 38 Maßnahmen. Diese Diskrepanz wirft Fragen nach den Gründen für die unterschiedliche Herangehensweise der Bezirke auf. Mögliche Erklärungen reichen von tatsächlichem geringen Leerstand bis hin zu unterschiedlicher Priorisierung des Themas durch die Bezirksämter.
Die Morgenpost (Morgenpost, 04.07.2024) beleuchtet die Problematik des Leerstands in Berlin im Zusammenhang mit dem Zensus 2022. Demnach standen zum Stichtag 15. Mai 2022 über 40.500 Wohnungen in Berlin leer. Der Artikel verweist auf den sogenannten „Donut-Effekt“: Während am Stadtrand neue Wohngebiete entstehen, verfallen innerstädtische Bereiche. Gründe dafür sind unter anderem die alternde Bausubstanz, kleinere Wohnungsgrößen und mangelnde Parkmöglichkeiten.
Der Leerstand von Wohnungen ist ein vielschichtiges Problem mit weitreichenden Folgen. Neben der Verschärfung der Wohnungsnot führt er zu Wertverlusten benachbarter Immobilien, erhöht das Risiko von Kriminalität und Vandalismus und belastet die vorhandene Infrastruktur. Die Kosten für die Instandhaltung der Infrastruktur müssen von den verbleibenden Bewohnern getragen werden. Daher ist es unerlässlich, wirksame Strategien zur Bekämpfung des Leerstands zu entwickeln und die Zusammenarbeit zwischen Senat und Bezirken zu intensivieren.