Die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie haben eine entscheidende Phase erreicht. In der Nacht auf Dienstag soll in Hamburg ein Pilotabschluss stehen, der dann für fast vier Millionen Beschäftigte in ganz Deutschland gelten soll. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) berichtet, wollen beide Seiten eine Einigung erzielen, jedoch „nicht um jeden Preis“. Die Verhandlungen gestalten sich als äußerst schwierig, insbesondere in der zentralen Frage der Lohnhöhe.
Die IG Metall fordert sieben Prozent mehr Lohn für zwölf Monate. Demgegenüber steht ein Angebot der Arbeitgeberseite über 3,6 Prozent, verteilt auf 27 Monate, wobei die ersten neun Monate ohne Lohnerhöhung verstreichen würden. Wie der NDR berichtet, soll die erste Erhöhung um 1,7 Prozent ab Juli 2025 greifen, gefolgt von weiteren 1,9 Prozent ab Juli 2026. Die IG Metall Küste kritisiert dieses Angebot als unzureichend und droht mit Warnstreiks, sollte es am Verhandlungstisch keine Bewegung geben.
Die F.A.Z. berichtet von über 500.000 Teilnehmern an Warnstreiks seit Ende Oktober, mit denen die Gewerkschaft ihre Forderung untermauert hat. Am Montag fanden in Hamburg weitere Demonstrationen statt, um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen. Erstmals sind Verhandlungskommissionen aus zwei Bezirken beteiligt: Hamburg und München. Diese Konstellation soll ein breiteres Bild der Branchenlage ermöglichen.
Während bei Themen wie der Forderung nach einem Aufschlag für Auszubildende und der Umwandlung von Sonderzahlungen in Freizeit Fortschritte erzielt wurden, bleibt die Lohnfrage der zentrale Knackpunkt. Daniel Friedrich, Chef des IG-Metall-Bezirks Küste, wird in der F.A.Z. mit den Worten zitiert, die „Phantasie sei sehr dünn“ bei der Frage des Geldes.
Die Arbeitgeberseite betont die schwierige wirtschaftliche Lage und warnt vor weiteren Werksschließungen und Produktionsverlagerungen, sollte die Gewerkschaft an ihrer Forderung festhalten. Lena Ströbele, Verhandlungsführerin von Nordmetall, wird in der F.A.Z. zitiert, die Betriebe bräuchten „rasch Klarheit“. Der Tagesspiegel berichtet, dass die Arbeitgeberseite die schwierige Lage der Industrie, insbesondere des Fahrzeug- und Maschinenbaus, in ihren Überlegungen berücksichtigt. Auch die politische Unsicherheit, sowohl national als auch international, spiele eine Rolle.
Angelique Renkhoff-Mücke, Verhandlungsführerin der bayerischen Metallarbeitgeber, äußerte sich im Tagesspiegel vorsichtig optimistisch und schätzt die Chancen auf eine Einigung in der vierten Runde auf „über 50 Prozent“. Sie sprach von der Notwendigkeit eines „Krisenabschlusses“ zur Stabilisierung des Standorts Deutschland.
Sollte es zu keiner Einigung kommen, hat die IG Metall bereits Pläne für 24-Stunden-Streiks vorbereitet, wie die F.A.Z. berichtet.
Quellen:
- Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.)
- NDR