Der Ukraine-Krieg hat eine neue Dimension erreicht: Nordkoreanische Truppen kämpfen an der Seite Russlands. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) berichtet, befinden sich bereits mindestens 12.000 nordkoreanische Soldaten, darunter etwa 500 Offiziere, in Russland. Diese Truppen, hauptsächlich Spezialkräfte des sogenannten Sturmkorps, werden derzeit im Raum Kursk zusammengezogen. Die New York Times, die sich auf Regierungsquellen in Washington und Kiew beruft, berichtet von insgesamt 50.000 Soldaten – russischen und nordkoreanischen – die in der Region stationiert sind, um gegen ukrainische Truppen zu kämpfen, die sich dort festgesetzt haben.
Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerow bestätigte laut der F.A.Z. erste Gefechte mit nordkoreanischen Soldaten in „kleinem Rahmen“. Im südkoreanischen Fernsehen berichtete er, die Nordkoreaner seien unter russische Soldaten gemischt und als Angehörige der burjatischen Volksgruppe verkleidet gewesen.
Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un hat Russland nicht irgendwelche Truppen geschickt, sondern seine Elite-Einheit, das Sturmkorps. Dieses Korps der leichten Infanterie, das auf 40.000 bis 80.000 Mann geschätzt wird, wurde laut südkoreanischen Berichten von Kim Jong-un persönlich inspiziert, bevor es nach Wladiwostok verschifft wurde. Die F.A.Z. zitiert einen nordkoreanischen Überläufer namens Lee Hyun-seung, der vor über zwei Jahrzehnten selbst im Sturmkorps diente. Er beschreibt die Einheit als auf schnelles Eindringen in gegnerische Stellungen und die Eroberung strategischer Einrichtungen spezialisiert. Ihr Training sei jedoch hauptsächlich auf Südkorea ausgerichtet, und es bleibe unklar, wie sie im Ukraine-Krieg eingesetzt werden.
Lee Hyun-seung, der mit der F.A.Z. aus dem amerikanischen Exil sprach, warnt davor, die Fähigkeiten des Sturmkorps zu überschätzen. Er berichtet von mangelnder Ausrüstung und Ausbildung während seiner Dienstzeit. Obwohl sich die Situation in den letzten zwei Jahrzehnten verbessert haben mag, deutet vieles darauf hin, dass die nordkoreanische Armee weiterhin mit veralteter Ausrüstung und mangelnder Ausbildung zu kämpfen hat.
Die Motivation Kim Jong-uns für die Truppenentsendung ist laut Lee Hyun-seung zweifach: Zum einen erhält Nordkorea Geld von Russland für die Soldaten. Zum anderen erhofft sich Kim den Zugang zu russischer Militärtechnologie. Der Überläufer bezweifelt, dass die Familien der Soldaten von den Zahlungen profitieren, da das Geld wahrscheinlich direkt an das Regime fließt.
Wie der Spiegel berichtet, könnte der Einsatz nordkoreanischer Truppen im Ukraine-Krieg auch Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea haben. Südkorea erwägt laut der Nachrichtenagentur Yonhap die Entsendung eines Teams in die Ukraine, um die nordkoreanischen Einheiten zu beobachten und möglicherweise sogar Waffen an die Ukraine zu liefern.
Die NZZ analysiert die Situation und betont, dass die nordkoreanische Armee zwar zahlenmäßig groß ist, aber größtenteils schlecht ausgerüstet und ausgebildet ist. Die in Russland stationierten Truppen gehören jedoch zu den Eliteeinheiten Kim Jong-uns.
Die Morgenpost berichtet über die finanziellen Aspekte der Vereinbarung zwischen Putin und Kim. Demnach erhält Nordkorea pro Soldat und Monat 2000 US-Dollar. Zusätzlich zu den Zahlungen für die Soldaten erhält Nordkorea laut der Morgenpost auch Geld für Waffenlieferungen an Russland.