Nordkorea hat erstmals seit Dezember 2023 wieder eine Interkontinentalrakete getestet. Wie die Zeit am 31. Oktober 2024 berichtete, dauerte der Testflug des Geschosses, das nahe Pjöngjang abgefeuert wurde, 86 Minuten. Die Rakete stürzte nach japanischen Regierungsangaben westlich von Hokkaido ins Meer, nach einer Flugstrecke von etwa 1.000 Kilometern. Dieser Test stellt einen weiteren Verstoß gegen internationale Sanktionen dar.
Das japanische Verteidigungsministerium gab an, dass die Rakete eine Höhe von rund 7.000 Kilometern erreichte. Experten vermuten, dass nordkoreanische Interkontinentalraketen bei einem flacheren Abschusswinkel das US-amerikanische Festland erreichen könnten. Die USA sind die wichtigste Schutzmacht Japans und Südkoreas und haben in beiden Ländern Militärstützpunkte.
Kim Jong Un bezeichnete den Raketenstart laut der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA als "angemessene militärische Aktion" als Reaktion auf Provokationen feindlicher Kräfte, wie auch der Tagesspiegel berichtet. Er sehe darin einen Beweis für den "Willen zur Gegenreaktion". Konkrete Details nannte er nicht, doch Pjöngjang betrachtet die militärische Unterstützung Südkoreas durch die USA und deren gemeinsame Manöver als Affront. Südkorea kündigte als Reaktion zusätzliche Sanktionen gegen Nordkorea an, ohne Details zu nennen.
Die beiden koreanischen Staaten sind seit dem Koreakrieg (1950-53) geteilt und haben bis heute keinen Friedensvertrag unterzeichnet. Tests ballistischer Raketen, die potenziell Atomsprengköpfe tragen können, sind Nordkorea durch UN-Resolutionen verboten. Das Land unterliegt aufgrund seines Atomwaffen- und Raketenprogramms internationalen Sanktionen, die von der Führung jedoch wiederholt missachtet werden.
Der südkoreanische Militärgeheimdienst hatte bereits am Mittwoch vor einem bevorstehenden Test einer Langstreckenrakete und möglichen Vorbereitungen für einen weiteren Atombombentest gewarnt. Der letzte Atombombentest Nordkoreas fand 2017 statt.
Der Raketentest fand in einer Zeit erhöhter Spannungen statt. Nordkorea hatte seit Mai mit Abfall und Gülle gefüllte Ballons über die Grenze nach Südkorea geschickt, woraufhin Südkorea die Propaganda-Beschallung Nordkoreas wieder aufnahm. Zudem kam es zu verstärkten Militäraktivitäten im Grenzgebiet.
Pjöngjang hat zuletzt seine militärische Zusammenarbeit mit Moskau ausgebaut und offenbar tausende Soldaten nach Russland entsandt, die mutmaßlich im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt werden sollen. Zudem liefert Nordkorea Waffen, darunter Artillerie- und Raketengeschosse, an Russland. Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol schickte eine Delegation in die Ukraine, um Kooperationsmöglichkeiten zu besprechen, darunter auch den Austausch von Informationen über nordkoreanische Soldaten in Russland.
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