28.10.2024
ÖffentlichRechtlicher Rundfunk Zwischen Gebührenstreit Und Programmkritik

In Liechtenstein wurde der öffentlich-rechtliche Rundfunk per Volksabstimmung abgeschafft. Ein Argument der „Demokraten pro Liechtenstein“ war, der Sender sei zu teuer. Vergleiche mit Deutschland hinken zwar, doch auch hierzulande wächst der Druck auf ARD und ZDF.

Wie die FAZ berichtet, erreichen ARD und ZDF nur noch etwa sieben Prozent der 14- bis 49-Jährigen. Lag die durchschnittliche Reichweite des ZDF 1992 noch bei mehr als sieben Millionen Zuschauern, liegt sie heute bei unter vier Millionen. Zwar kommen die Zugriffe auf die Mediatheken hinzu, doch auch dort werden nur wenige Sendungen millionenfach angeklickt. Der Anspruch, alle zu erreichen, weil alle zahlen, wird nicht erfüllt. Dennoch verlangen die Sender regelmäßig eine Gebührenerhöhung.

Diese wurde nun von den Ministerpräsidenten der Länder aufgeschoben. Das Programm müsse reduziert werden, so der Beschluss. Gemeint sind die Rundfunkkanäle, die Spartensender - allein sechs Nachrichtensender unterhalten ARD und ZDF - die Ausgaben für Sportrechte und die Online-Angebote „presseähnlicher“ Texte.

Die Debatte um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk wird dadurch nicht enden. Im Kampf um Gebührenerhöhungen stellen sich ARD und ZDF als Garanten der Demokratie dar. Wer an ihnen spare, spare an der Demokratie. Weniger tagesschau.de komme nur den politischen Extremen zugute, so die Argumentation.

Dieses Argument unterschlägt jedoch, in welchem Ausmaß sich ARD und ZDF an der Spaßgesellschaft beteiligen, wie Jürgen Kaube in der FAZ schreibt. Für Kultur und Wissenschaft haben die Sender zwar eigene Kanäle wie 3sat gegründet, denen dann aber vorgehalten wird, nicht genug Quote zu machen. In den Vollprogrammen dominieren Krimis, Quizshows, Sport, Kabarett und Heimatkunde. Die Talkshows, die der „Information“ zugerechnet werden, sind Polittheater und könnten als schlechte Unterhaltung verbucht werden.

Die von allen finanzierten ARD und ZDF wollen alle erreichen, ohne es zu können. Darum sind sie in jede denkbare Richtung expandiert. Die Erfolge der AfD hat das nicht verhindert, die Erfolge von Sahra Wagenknecht hat es sogar befördert. Als die CDU Mitte der Achtzigerjahre das Privatfernsehen zu lieben begann, wurde das Argument vorgetragen, man überlasse das Massenspektakel RTL und Sat.1, die Öffentlich-Rechtlichen könnten sich dann auf das konzentrieren, was ohne sie keine Chance habe.

Das Gegenteil trat ein. Intendanten drängten Phantasie und Bildung an den Rand der Programme. Am „Bergdoktor“ oder am Champions-League-Finale zu sparen, erschiene ihnen absurd, denn die bringen Quote. Wenn 3sat hingegen versucht, höhere Quoten durch Dokumentarfilme über Trauminseln zu erreichen, muss es sich vorhalten lassen, das sei ja keine Kultur.

Es fehlt an Anreizen, etwas Überraschendes zu machen. Mehr vom selben lautet die Maxime: Es gibt neun „Sokos“ im ZDF und neun „Politik-Talks“ in der ARD.

Quelle: F.A.Z.

Source URL for above info: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/ard-und-zdf-bespassung-statt-staerkung-der-demokratie-110075270.html

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