Die Auseinandersetzung zwischen der Deutschen Post DHL Group und der Bundesnetzagentur über die Höhe des Briefportos hat sich weiter verschärft. Wie die FAZ.NET berichtet, hat die Bundesnetzagentur am Montag ihre endgültige Entscheidung über den Preiserhöhungsspielraum für Briefe und Pakete bekanntgegeben. Dieser fällt geringer aus als vom DHL-Management erhofft, was zu Kritik seitens des Unternehmens geführt hat. Die Post argumentiert, dass sie mit dem gewährten Spielraum die im Postgesetz festgelegten Gewinnmargen nicht erreichen könne. Der Bonner Konzern kritisiert die Entscheidung der Behörde und bezeichnet die Erhöhung der Briefpreise, die für die kommenden zwei Jahre gelten soll, als „zu gering“.
Konkret darf das Porto für Briefe ab dem Jahreswechsel um durchschnittlich 10,48 Prozent steigen, für Pakete um 7,21 Prozent. Wie die dpa meldet, bleibt die genaue Verteilung dieses Spielraums auf die einzelnen Produkte durch die Post noch offen. Es ist möglich, die Porti für bestimmte Produkte stärker und für andere weniger stark zu erhöhen. Branchenkenner rechnen damit, dass der Standardbrief künftig 95 Cent kosten könnte, wie t-online berichtet.
Die Bundesnetzagentur verteidigt ihre Entscheidung. Behördenchef Klaus Müller betont, dass die Post eine „deutliche Steigerung der Porti“ ermöglicht werde. Die Forderung der Post nach einem noch stärkeren Anstieg könne er nicht nachvollziehen, so Müller gegenüber der dpa. DHL hingegen argumentiert, dass die hohe Inflation der vergangenen Jahre einen „signifikanten Nachholbedarf“ erforderlich mache, wie Finanzchefin Melanie Kreis laut RP Online erklärte. Sie verweist insbesondere auf gestiegene Energie- und Personalkosten. Die Post hatte in den vergangenen drei Jahren die Briefpreise trotz hoher Inflation nur um 4,5 Prozent anheben dürfen.
Im Kern des Konflikts stehen unterschiedliche Prognosen zur zukünftigen Entwicklung der Sendungsmengen und der Inflation. Wie die FAZ.NET analysiert, geht es insbesondere um die Frage, ob die hohen Preissteigerungen des Jahres 2023 in die zukünftigen Erwartungen einberechnet werden sollten. Die Post behält sich laut WELT eine Klage gegen die Entscheidung der Bundesnetzagentur vor, die jedoch keine aufschiebende Wirkung hätte. Die Netzagentur gibt sich gelassen.
Die Deutsche Post, die aufgrund ihrer Marktmacht die Preise nicht frei bestimmen kann, hatte zuletzt Anfang 2022 das Porto für einen Standardbrief von 80 auf 85 Cent erhöht, wie der Spiegel berichtet. Das Unternehmen beklagt, dass das deutsche Briefporto im europäischen Vergleich niedrig sei. Im Ausland koste ein Standardbrief durchschnittlich 1,46 Euro, so die Post gegenüber der FAZ. Die Bundesnetzagentur relativiert diesen Vergleich und verweist auf unterschiedliche Produktdefinitionen und stark rückläufige Sendungsmengen im Ausland.
Die Reform des Postgesetzes, die Anfang 2025 in Kraft tritt, sieht eine Verlangsamung der Briefzustellung vor. Künftig müssen 95 Prozent der Briefe erst am dritten Werktag zugestellt werden, wie die dpa berichtet. Gleichzeitig stellt die Post das Produkt „Prio-Brief“ ein, mit dem eine schnellere Zustellung möglich war. Kunden, die eine schnelle Zustellung wünschen, müssen künftig auf Einschreiben zurückgreifen, was mit höheren Kosten verbunden ist.
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