Die Bundesregierung plant bundesweit einheitliche Standards für den Rettungsdienst einzuführen. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, will die Ampel-Koalition damit sicherstellen, dass die Qualität der Notfallversorgung unabhängig vom Wohnort ist. Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen betonte gegenüber der dpa, der Schutz von Leib, Leben und Gesundheit dürfe nicht von der Postleitzahl abhängen.
Konkret soll ein Qualitätsausschuss, bestehend aus Vertretern der Länder und der Krankenkassen, dafür sorgen, dass überall in Deutschland die gleichen hohen Standards gelten und die Schnittstellen zwischen den verschiedenen Akteuren im Rettungsdienst besser funktionieren. Dies soll laut dpa aus einem Entwurf der Koalitionsfraktionen für ein Gesetz zur Reform der Notfallversorgung hervorgehen.
Ein zentraler Punkt der Reform ist die Etablierung des Rettungsdienstes als eigenständigen Leistungsbereich im Sozialgesetzbuch. Dadurch soll die Vergütung der Leistungen nicht mehr an die Transportkosten gekoppelt sein, wie es bisher der Fall ist. Dahmen erklärte gegenüber der dpa, dass so neue Versorgungsangebote, wie der Einsatz von Telenotärzten, Gemeindenotfallsanitätern und die verbesserte Zusammenarbeit verschiedener Leitstellen, angemessen finanziert werden können.
Der geplante Qualitätsausschuss soll beim Bundesgesundheitsministerium angesiedelt sein und Empfehlungen zu Strukturen und Prozessen im Rettungsdienst aussprechen. Dazu gehören unter anderem die Qualifikation des Personals, die Ausstattung der Leitstellen, die Nutzung von Telenotärzten, die automatisierte Ortung von Notrufen und der Einsatz von softwaregestützten Abfragesystemen. Auch die Förderung von Erster Hilfe durch Laien und die Einbindung registrierter Ersthelfer über Apps sind Teil des Konzepts. Ein weiteres Ziel ist die Verwendung einer standardisierten und vernetzten Software in den Leitstellen, die über Landkreis- und Ländergrenzen hinweg kompatibel ist.
Anlass für die Reform sind die seit langem bestehenden Probleme und Überlastungen im Rettungsdienst. Die Björn-Steiger-Stiftung fordert schon länger Verbesserungen in den bundesweit über 240 Leitstellen. Diese müssten mithilfe standardisierter Abfragealgorithmen besser entscheiden können, ob es sich bei einem Notruf um einen Bagatellfall oder einen lebensbedrohlichen Zustand handelt. Auch ein technischer Fortschritt und größere Organisationseinheiten seien notwendig, so die Stiftung. Dahmen kritisierte gegenüber der dpa, dass die Mahnungen von Experten jahrelang ignoriert wurden, was zu überlasteten Notaufnahmen und Rettungsdiensten, steigenden Kosten und einer oft nur durchschnittlichen Versorgungsqualität geführt habe. Die Reform solle sicherstellen, dass auch Patienten, die keinen Transport oder Krankenhausaufenthalt benötigen, durch spezialisierte Angebote wie Telenotfallmedizin, Notfallpflegeteams und psychiatrische Krisendienste gut versorgt werden.
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