1.11.2024
Ron Segal und der Boykott israelischer Kultureinrichtungen

Der Schriftsteller Ron Segal und der Boykottaufruf gegen Israel

Hunderte prominente Autoren, darunter Träger des Literaturnobelpreises und des Booker-Preises, haben einen offenen Brief unterzeichnet, in dem sie sich verpflichten, nicht mit israelischen Kultureinrichtungen zusammenzuarbeiten, die sich an der Unterdrückung der Palästinenser mitschuldig gemacht haben oder diese stillschweigend beobachten. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 01.11.2024 berichtete, ist dies der bislang schärfste Boykottaufruf dieser Art aus der internationalen Literaturszene. Der israelische Schriftsteller Ron Segal, dessen Werke ebenfalls übersetzt werden, äußerte sich in der FAZ kritisch zu diesem Aufruf.

Segal, der 2009 mit einem DAAD-Stipendium nach Berlin kam, hat familiäre Wurzeln in Berlin-Schöneberg. Wie auf der Website des Hans-Carossa-Gymnasiums (HCG) in Berlin berichtet wird, erinnern dort Stolpersteine an seine Großeltern mütterlicherseits, die Opfer der NS-Zeit wurden. Segals Großmutter wurde als 16-Jährige mit einem Kindertransport nach Großbritannien und später nach Palästina geschickt.

Segal, der an der Sam Spiegel Film und Television School in Jerusalem studierte, recherchierte in Berlin für die Shoah Foundation von Steven Spielberg filmische Dokumentationen von Holocaust-Überlebenden. Aus diesem Material entstand sein Debütroman "Jeder Tag wie heute", der 2014 in Deutschland erschien. Das HCG veranstaltete am 10. Oktober 2024 eine Lesung mit Segal, bei der er aus seinem Roman las und über Erinnerungskultur und Antisemitismus diskutierte. Dabei berichtete er auch von einem antisemitischen Erlebnis in der Kantstraße, bei dem er Zeuge einer verbalen Attacke auf einen orthodoxen Juden wurde.

In einem Interview mit der Jüdischen Allgemeinen vom 03.09.2022 sprach Segal über seinen Roman "Katzenmusik", der in Jerusalem kurz nach dem Sechstagekrieg 1967 spielt. Er beschrieb die damalige Stimmung als triumphal und erklärte, dass der Krieg in seiner Kindheit als Sieg wahrgenommen wurde. Segal erzählte auch von seiner Aktion "Run 4 Me" in Berlin, bei der er für den von der Hamas entführten Soldaten Gilad Schalit lief.

Der Krieg in Nahost hat weltweit Auswirkungen, darunter auch einen Anstieg antisemitischer Vorfälle. Wie die Frankfurter Rundschau am 02.11.2023 berichtete, wurden jüdische Geschäfte in Philadelphia boykottiert und in Berlin gab es einen Brandanschlag auf ein jüdisches Zentrum. Auch auf Universitätsgeländen in den USA kam es zu antisemitischen Vorfällen.

Die FAZ rezensierte am 03.04.2022 Segals Roman "Katzenmusik" und beschrieb ihn als eines der wenigen Werke, die sich mit dem Sechstagekrieg auseinandersetzen. Der Roman beginnt vielversprechend, ist mit Witz und Humor geschrieben, enttäuscht aber am Ende.

Das Lebenshaus Schwäbische Alb dokumentiert auf seiner Website zahlreiche Artikel zum Thema Israel/Palästina, die die Komplexität des Konflikts und die verschiedenen Perspektiven beleuchten.

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