10.11.2024
Selenskyj drängt auf mehr Flugabwehr und plant Trump-Treffen
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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj appelliert eindringlich an die internationalen Partner, die Ukraine angesichts der anhaltenden russischen Angriffe mit mehr Flugabwehrsystemen zu unterstützen. Wie die Zeit berichtet, beklagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache die unzureichende Unterstützung beim Schutz des ukrainischen Luftraums. Er betonte die Notwendigkeit von zusätzlichen Flugabwehrsystemen, um die Bevölkerung vor russischen Drohnen- und Raketenangriffen zu schützen. „Fast täglich“ finde diese Art von Angriffen statt, so Selenskyj. Besonders die Städte Charkiw, Donezk, Sumy, Odessa und Saporischschja seien in der vergangenen Woche betroffen gewesen. Jedes Treffen und jede Verhandlung mit Partnern, die über entsprechende Systeme verfügen, drehe sich um den dringenden Bedarf der Ukraine an einem verbesserten Schutz vor dem „russischen Terror“. Selenskyj kritisierte, dass in Europa genügend Flugabwehrsysteme vorhanden seien, die der Ukraine einen zuverlässigen Schutz bieten könnten, diese aber ungenutzt blieben. Er unterstrich, dass jedes dieser Systeme Hunderte, wenn nicht Tausende von Menschenleben retten könnte.

Die russischen Angriffe mit Drohnen und Raketen haben in den vergangenen Tagen zahlreiche Opfer gefordert. Obwohl die ukrainische Flugabwehr einen Großteil der anfliegenden Geschosse abfangen konnte, stellt die schiere Menge und die Angriffe aus verschiedenen Richtungen eine enorme Herausforderung für die ukrainischen Verteidigungskräfte dar. Wie unter anderem der Tagesspiegel berichtet, startete Russland am Samstagabend erneut Drohnenschwärme in Richtung Ukraine.

Neben der dringenden Bitte um mehr Flugabwehrsysteme bereitet die Ukraine nach Angaben ihres Außenministers Andrij Sybiha ein Treffen zwischen Präsident Selenskyj und dem designierten US-Präsidenten Donald Trump vor. Dies erklärte Sybiha bei einer Pressekonferenz mit dem EU-Chefdiplomaten Josep Borrell in Kiew. Konkrete Details zu Zeitpunkt und Ort des Treffens nannte er nicht. Er bestätigte jedoch, dass der Dialog zwischen Trump und Selenskyj bereits bestehe und die Ukraine für eine weitere Zusammenarbeit offen sei. Ein Treffen der beiden Politiker hatte bereits Ende September in New York stattgefunden. Dabei stellte Selenskyj Trump den ukrainischen Friedensplan vor, der auf dem Prinzip „Frieden durch Stärke“ basiert und weitere westliche Waffenlieferungen sowie eine zeitnahe Einladung zum NATO-Beitritt vorsieht. Sybiha betonte die globalen Auswirkungen von Trumps Wahlsieg und die Hoffnung der Ukraine auf einen schnelleren Weg zu einem gerechten Frieden. Gleichzeitig wächst in Kiew die Sorge, dass die militärische Unterstützung der USA nach Trumps Amtsantritt im Januar 2025 deutlich reduziert oder gar eingestellt werden könnte. Die USA sind seit Kriegsbeginn der wichtigste Verbündete der Ukraine und haben massive Waffenlieferungen und finanzielle Hilfen bereitgestellt.

Wie das Wall Street Journal berichtet, bemüht sich die amtierende US-Regierung unter Präsident Joe Biden, noch vor dem Regierungswechsel im Januar weitere militärische Unterstützung im Wert von mehreren Milliarden Dollar in die Ukraine zu liefern. Biden möchte der Ukraine damit eine stärkere Verhandlungsposition verschaffen und die Verteidigungslinien im Osten des Landes stärken. Unter anderem sollen in den kommenden Wochen 500 Raketen für die Flugabwehrsysteme Patriot und NASAMS geliefert werden. Die ukrainischen Streitkräfte fordern zusätzlich Raketen für das ATACMS-Artilleriesystem mit einer Reichweite von bis zu 250 Kilometern. US-Militärs wiesen gegenüber dem Wall Street Journal darauf hin, dass diese Unterstützung die eigenen Arsenale deutlich reduzieren würde und die US-Regierung daher Verbündete gebeten habe, Waffen aus ihren Beständen an die Ukraine zu liefern.

Präsident Selenskyj kündigte zudem den Ausbau der Drohnenproduktion der ukrainischen Rüstungsindustrie an. Er betonte die Bedeutung von Drohnen verschiedener Typen für unterschiedliche Aufgaben, sowohl an der Frontlinie als auch für Angriffe in größerer Tiefe auf russischem Gebiet. Armeechef Olexander Syrskyj hatte zuvor auf die Erfolge der ukrainischen Drohnentruppe hingewiesen und von über 52.000 zerstörten oder beschädigten feindlichen Zielen im Oktober berichtet. Darunter seien 129 Artilleriesysteme und 221 Funkanlagen der russischen Streitkräfte. Zudem seien rund 4.000 russische Soldaten getötet oder verwundet worden. Diese Angaben Syrskyjs ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Syrskyj betonte die rasante Entwicklung der Drohnentechnologie und die Notwendigkeit, dem Feind einen Schritt voraus zu sein. Die ukrainische Militärführung hat die Entwicklung und den Bau von Drohnen aller Art zur obersten Priorität erklärt und eine eigene Drohnentruppe als Waffengattung ins Leben gerufen. Bis Mitte September hatte die ukrainische Rüstungsindustrie nach offiziellen Angaben bereits über eine Million Drohnen produziert und ausgeliefert.

Quellen:
- Zeit Online: https://www.zeit.de/news/2024-11/10/selenskyj-klagt-ueber-mangel-an-flugabwehr
- Tagesspiegel: https://www.tagesspiegel.de/internationales/lage-im-uberblick-selenskyj-klagt-uber-mangel-an-flugabwehr-12678863.html
- Wall Street Journal (Referenziert im Artikel der Zeit)
- dpa (Referenziert im Artikel der Zeit)

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