Der erneute Wahlsieg von Donald Trump wirft Fragen auf. Wie konnte es dazu kommen, dass eine Mehrheit der Amerikaner erneut für einen Kandidaten stimmte, dessen Amtszeit von Kontroversen und einer Infragestellung demokratischer Normen geprägt war? Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (F.A.S.) analysierte im November 2024 die Gründe für Trumps Triumph und stellte fest, dass viele Amerikaner sich nach einer starken Führungsfigur sehnen, ein Bedürfnis, dem Kamala Harris offenbar nicht gerecht werden konnte. Der F.A.S.-Artikel beschreibt die Reaktionen im Jahr 2016 als Schock, während der erneute Sieg Trumps weniger überraschend kam.
Trump setzte im Wahlkampf auf eine Mischung aus populistischen Botschaften und gezielten politischen Aussagen. Wie die F.A.S. berichtet, sprach er über wirtschaftliche Themen wie Inflation und Migration, präsentierte sich aber gleichzeitig als der bekannte Provokateur. Diese Strategie ermöglichte es ihm, sowohl seine Basis zu mobilisieren als auch moderate Republikaner und unabhängige Wähler anzusprechen.
Ein wichtiger Faktor für Trumps Erfolg ist die Sehnsucht nach autoritärer Führung, die Anne Applebaum in ihren Arbeiten zur Krise der westlichen Demokratien beschreibt. Diese Sehnsucht findet sich nicht nur bei Modernisierungsverlierern, sondern auch bei Bevölkerungsgruppen, die sich eigentlich in einer sich wandelnden Welt zurechtfinden sollten. Die F.A.S. argumentiert, dass das Versagen des Establishments, Freihandelsabkommen und Kriege, die auf falschen Prämissen beruhten, dazu beigetragen haben, das Vertrauen in die etablierte Politik zu untergraben.
Trump nutzte diese Stimmung geschickt aus und formierte eine Bewegung, die die Republikanische Partei überrollte. Wie die F.A.S. schreibt, gelang es ihm sogar, die Ereignisse des 6. Januar 2021, den Sturm auf das Kapitol, umzudeuten und als Angriff des „tiefen Staates“ auf seine Bewegung darzustellen. Dieses Narrativ fand Anklang und trug zu seinem beispiellosen Comeback bei.
Die Demokraten stehen nun vor der Herausforderung, die Gründe für ihre Niederlage zu analysieren. Die F.A.S. berichtet von internen Debatten, in denen Kamala Harris vorgeworfen wird, zu vage geblieben zu sein und sich nicht ausreichend von Joe Biden distanziert zu haben. Auch Bidens Alter und die Frage, ob ein jüngerer Kandidat erfolgreicher gewesen wäre, werden diskutiert.
Der Artikel des Einspruch von Günther Frankenberg in der F.A.Z. vom Januar 2021 beleuchtet Trumps Politikstil und Selbstverständnis im Kontext autokratischer Herrscher. Frankenberg argumentiert, dass Trump politische Macht als Privateigentum betrachtet und nach Gutsherrenart darüber verfügt. Dieser Ansatz zeigt sich im Umgang mit Amtsdauer, Nachfolge und Staatsvermögen.
Bernd Greiner analysiert in seinem Artikel "Die autokratische Versuchung" auf Zeitgeschichte-online die Parallelen zwischen den USA unter Trump und der Weimarer Republik. Er betont die Fragilität von Demokratien und die Angriffsflächen, die Feinde der Demokratie ausnutzen. Greiner verweist auf Trumps Verachtung für demokratische Prinzipien und seine megalomanischen Phantasien. Er sieht Trump als Symptom eines dysfunktionalen Parteiensystems und des machtpolitischen Opportunismus der Eliten.
Der SPIEGEL-Leitartikel von Dirk Kurbjuweit vom Juli 2024 beschreibt die Krise der Demokratie durch Selbstherrlichkeit und Willkür von Politikern wie Trump und Macron. Kurbjuweit warnt, dass diese Tendenzen die liberale Demokratie bedrohen.
Georg Diez argumentiert im SPIEGEL-Artikel "Erlöst uns von der autoritären Versuchung" vom Juli 2016, dass nicht Populismus, sondern Autoritarismus die Gefahr für die Demokratie darstellt. Er verweist auf Politiker wie Erdogan, Putin und Trump als Vertreter dieser Herrschaftsform. Diez kritisiert die Unfähigkeit der liberalen Demokratien, dieser Herausforderung zu begegnen.
Steven Levitsky und Daniel Ziblatt analysieren in ihrem Artikel "Die Banalität des Autoritarismus" in den Blättern für deutsche und internationale Politik, wie halbloyale Demokraten die Demokratie zerstören. Sie argumentieren, dass diese Politiker zwar nach außen hin die demokratischen Spielregeln befolgen, sie aber insgeheim untergraben.
Johannes Thimm, stellvertretender Forschungsgruppenleiter Amerika der Stiftung Wissenschaft und Politik, äußerte in einem Interview mit BR24 im Dezember 2023 seine Besorgnis über eine mögliche zweite Amtszeit Trumps. Er befürchtet eine noch radikalere Politik und negative Auswirkungen auf Deutschland und Europa, insbesondere durch wirtschaftlichen Druck und Zölle.
Wilhelm Heitmeyer, Soziologe und Konfliktforscher, thematisiert in seinem Buch "Autoritäre Versuchungen" (Suhrkamp Verlag) die Zunahme rechtspopulistischer Tendenzen und deren Gefahr für die liberale Demokratie.
Quellen: