Ein unscheinbarer Name, in den Stein geritzt, zeugt von einem tragischen Schicksal im Kontext des Holocaust. „Waltuch Wilhelm“ steht am Tor, das einst das Ghetto Theresienstadt von den Festungsgräben trennte. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, wurde Wilhelm Waltuch zusammen mit seiner Frau Bertha 1942 von Wien nach Theresienstadt deportiert. Die Inschrift, entdeckt in der sogenannten Poterne 3, wirft Fragen auf: Wer war dieser Mann, der seinen Namen an diesem Ort der Verzweiflung hinterließ?
Wilhelm Waltuch, geboren in Wien, war Geschäftsführer des größten Kinos im 17. Wiener Bezirk. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich 1938 verlor er seine Position im Zuge der „Arisierung“ jüdischer Betriebe, wie auf ghettospuren.de dokumentiert ist. Zwei Jahre lang war er im Ghetto Theresienstadt interniert, bevor er und seine Frau Bertha am 23. Oktober 1944 nach Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet wurden. Er war 53 Jahre alt.
Die Webseite ghettospuren.de, die sich der Dokumentation des Lebens und Überlebens im Ghetto Theresienstadt widmet, liefert weitere Details. Neben dem Namen „Waltuch Wilhelm“ finden sich in der Poterne 3 auch die Initialen „W.W.“ und ein Pfeil, die ihm zugeordnet werden. Dieser Pfeil weist auf ein kleines Kunstwerk hin – möglicherweise ebenfalls von Waltuch geschaffen. Das Kunstwerk, datiert auf Juli 1944, zeigt trotz Beschädigungen noch erkennbar ein Wappen oder eine Blume, eingefasst von einem Kreis. Es ist ein stummer Zeuge der Kreativität, die selbst inmitten des Grauens im Ghetto noch existierte.
Die Entdeckung von Waltuchs Namen und der damit verbundenen Spuren wirft ein Licht auf die individuellen Schicksale hinter den großen Zahlen des Holocaust. Die Ritzungen in der Poterne 3 sind nicht nur Graffiti, sondern Zeugnisse des menschlichen Willens, sich gegen das Vergessen zu wehren. Sie erinnern an die unzähligen Opfer, die ihre Namen und Geschichten in den Mauern von Theresienstadt hinterlassen haben.
Die Suche nach weiteren Informationen über Wilhelm Waltuch und seine Familie, wie sie die FAZ in ihrem Artikel anführt, ist eine wichtige Aufgabe, um die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wachzuhalten. Die Webseite ghettospuren.de ruft dazu auf, sich bei möglichen Erinnerungen an die Zeit des Ghettos zu melden und so zur Vervollständigung des historischen Bildes beizutragen.
Quellen: