10.11.2024
Zensus 2022 Kontroverse um Einwohnerzahlen hält an

Bevölkerungsstatistik: Zensus-Ergebnisse sorgen für anhaltende Konflikte

Die Ergebnisse des Zensus 2022 führen weiterhin zu Auseinandersetzungen zwischen Kommunen und den Statistischen Landesämtern. Wie die Zeit (Zeit Online, 10.11.2024) berichtet, ist die Stadt Hanau mit der Antwort des Hessischen Statistischen Landesamtes (HSL) auf einen Fragenkatalog zur Einwohnerzahl unzufrieden. Bürgermeister Maximilian Bieri (SPD) kritisiert die ausbleibenden Antworten auf die 29 Fragen der Stadt als „irgendwo zwischen atemberaubend und skandalös“.

Hanau zweifelt an der Korrektheit der Zensus-Berechnungen und hält die ermittelte Einwohnerzahl für zu niedrig. Der Bürgermeister argumentiert, dass das täglich aktualisierte Einwohnermeldeamt der Stadt genauere Daten liefern sollte als der nur alle zehn Jahre stattfindende Zensus. Das HSL hingegen verteidigt das angewandte statistische Verfahren als wissenschaftlich fundiert und vom Bundesverfassungsgericht bestätigt. Die Behörde betont die Nachvollziehbarkeit der Daten und sieht die Angelegenheit als abgeschlossen an. Hanau erwägt nun laut Bürgermeister Bieri, den Rechtsweg einzuschlagen.

Finanzielle Auswirkungen des Zensus

Der Zensus ergab für Hanau am Stichtag 15. Mai 2022 eine Einwohnerzahl von 93.632 statt der zuvor angenommenen 100.307. Dieser Rückgang hat den Verlust des Großstadtstatus und potenzielle finanzielle Nachteile zur Folge. Die Zensus-Ergebnisse sind eine wichtige Grundlage für die Zuweisung von Geldern aus dem Länder- und Kommunalen Finanzausgleich sowie EU-Fördermitteln.

Auch andere hessische Städte wie Fulda, Gießen und Marburg verzeichneten laut Hessischem Städtetag überdurchschnittliche Rückgänge bei den Einwohnerzahlen. Frankfurt und Kassel mussten ebenfalls deutliche Einbußen hinnehmen. Der Städtetag befürchtet „erhebliche finanzielle Verwerfungen“ für seine Mitglieder aufgrund der Zensus-Ergebnisse 2022. Die Zahlen sollen jedoch erst ab 2026 für den Kommunalen Finanzausgleich relevant werden.

Ähnliche Konflikte in anderen Bundesländern

Der MDR (MDR, 08.11.2024) berichtet über ähnliche Konflikte in Sachsen-Anhalt. Dort wehren sich mehrere Kommunen gegen die Zensus-Ergebnisse, die für sie finanzielle Einbußen bedeuten. Die Städte Halle und Halberstadt rechnen mit erheblichen Verlusten im kommunalen Finanzausgleich. Es stellt sich die Frage, wer die Einwohnerzahlen genauer erfasst: die Kommunen oder der Zensus.

Ein Problem bei der Erfassung der Einwohnerzahlen sind sogenannte „Karteileichen“ und „Fehlbestände“. Karteileichen sind Personen, die noch im Melderegister geführt werden, aber bereits verstorben oder weggezogen sind. Fehlbestände sind Personen, die an einer Adresse wohnen, aber dort nicht gemeldet sind. Der Zensus versucht, diese Fehler durch Befragungen und statistische Hochrechnungen zu korrigieren.

Die Stadt Magdeburg hingegen konnte laut MDR durch eine intensive Vorbereitung auf den Zensus positive Ergebnisse erzielen. Dort wurden die Adressen der Stichprobe auf Fehler kontrolliert, die Interviewer geschult und die Ergebnisse fortlaufend mit dem Melderegister abgeglichen. Dies zeigt, dass eine sorgfältige Durchführung des Zensus-Prozesses zu genaueren Ergebnissen führen kann.

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