September 18, 2024
Zukunft der Deutschen Bahn: Sanierungsansätze und Herausforderungen

Verkehr: Bahn-Aufsichtsrat berät über Sanierungsprogramm

Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn hat sich am Mittwoch mit einem neuen Sanierungsprogramm beschäftigt, das unter dem Namen "S3" firmiert. Dieses Programm zielt darauf ab, die Deutsche Bahn bis zum Jahr 2027 wieder auf einen positiven Kurs zu bringen, nachdem das Unternehmen in den letzten Monaten mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert war. Die Frage, die sich nun stellt, ist, welche konkreten Maßnahmen ergriffen werden, um die angestrebten Ergebnisse zu erzielen.

Die Deutsche Bahn sieht sich mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert. Die Pünktlichkeit der Züge ist unzureichend, die Infrastruktur ist in einem schlechten Zustand, und die finanzielle Situation des Unternehmens ist angespannt. Im ersten Halbjahr 2024 verzeichnete die Deutsche Bahn einen Verlust von 1,2 Milliarden Euro nach Zinsen und Ertragssteuern. Zudem erreichte im August lediglich 60,6 Prozent der Fernverkehrszüge ihr Ziel pünktlich.

Pünktlichkeitsziele und Infrastrukturmaßnahmen

Das Sanierungsprogramm "S3" hat das Ziel, die Pünktlichkeit im Fernverkehr bis 2027 auf über 75 Prozent zu steigern. Dies stellt eine signifikante Verbesserung dar, insbesondere im Vergleich zu den 64 Prozent, die im gesamten Jahr 2023 erreicht wurden. Um diese Ziele zu erreichen, plant die Deutsche Bahn, sich an der seit 2019 geltenden Dachstrategie "Starke Schiene" (DSS) zu orientieren. Diese Strategie umfasst verschiedene Maßnahmen, die bereits in den vergangenen Monaten in Angriff genommen wurden, darunter die Generalsanierung wichtiger Strecken und die Einführung eines neuen vertakteten Bausystems. Letzteres soll dazu beitragen, den Fahrplan besser vor kurzfristigen Baustellen zu schützen.

Ein weiteres Ziel des Programms ist es, die Anzahl der infrastrukturbedingten Störungen auf 4900 pro Tag zu reduzieren. Für das laufende Jahr wird jedoch mit 6100 solcher Störungen gerechnet. Die Transformation der Bereiche DB Fernverkehr und DB Cargo ist ebenfalls Teil des Sanierungsplans, da beide Sparten in letzter Zeit rote Zahlen geschrieben haben.

Personalkosten und wirtschaftliche Lage

Ein zentraler Aspekt des Sanierungsprogramms ist die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Deutschen Bahn. Hierbei wird angestrebt, die Personalkosten zu senken und die Produktivität zu erhöhen. Bei der Halbjahresbilanz hatte die Bahn bereits angekündigt, den Personalbedarf um 30.000 Stellen zu reduzieren. Diese Maßnahme wirft jedoch Fragen auf, insbesondere hinsichtlich der konkreten Umsetzung und der Auswirkungen auf die Mitarbeiter.

Kritik am Sanierungsprogramm

Das vorgelegte Sanierungsprogramm wird von verschiedenen Seiten kritisch betrachtet. Laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) fehlt es an konkreten Maßnahmen, die über die bloße Nennung des Zieljahres 2027 hinausgehen. Kritiker bemängeln, dass viele der im Programm genannten Punkte bereits in früheren Präsentationen aufgeführt wurden. Insbesondere bleibt unklar, wie der Personalabbau von 30.000 Stellen konkret umgesetzt werden soll.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat den Vorstand der Deutschen Bahn aufgefordert, kurzfristige Verbesserungen in Bezug auf Pünktlichkeit und Auslastung im Fernverkehr zu erzielen. Der Druck auf das Unternehmen wächst, insbesondere angesichts der schwachen Bilanz der letzten Monate, die die bestehenden Probleme im deutschen Bahnsystem deutlich aufgezeigt hat.

Ausblick und weitere Maßnahmen

Im Rahmen des Sanierungsprogramms verspricht Bahnchef Richard Lutz, dass mehr Pendlerverbindungen und Sprinter eingeführt werden sollen. Zudem ist eine Neukonzeption des Flächennetzes geplant, um die Effizienz zu steigern. Die Wendezeiten der Züge sollen verkürzt und die Anzahl der in Reserve gehaltenen ICE verringert werden. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Attraktivität des Bahnverkehrs zu erhöhen und die Kundenzufriedenheit zu steigern.

Insgesamt steht die Deutsche Bahn vor einer anspruchsvollen Aufgabe. Die kommenden Jahre werden entscheidend dafür sein, ob das Unternehmen die gesteckten Ziele erreichen kann und ob die Pünktlichkeit sowie die wirtschaftliche Lage nachhaltig verbessert werden können. Das Sanierungsprogramm "S3" könnte dabei eine Schlüsselrolle spielen, doch die Umsetzung bleibt abzuwarten.

Die Entwicklungen in den nächsten Monaten werden genau beobachtet werden, sowohl von den Fahrgästen als auch von den politischen Entscheidungsträgern, die ein Interesse an einer funktionierenden und zuverlässigen Bahn haben.

Quellen: dpa, Süddeutsche Zeitung, Deutschlandfunk

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