Am 20. Dezember 2024 erschütterte ein Terroranschlag den Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Ein Attentäter fuhr mit einem Fahrzeug in die Besuchermenge und tötete fünf Menschen. Über 200 weitere Personen wurden verletzt. Der Täter, Taleb Al A., ein 50-jähriger Arzt aus Saudi-Arabien, wurde festgenommen. Wie die FAZ berichtet, lebte er seit 2006 in Deutschland, erhielt 2016 Asyl und arbeitete im Maßregelvollzug Bernburg. Die Tat wirft zahlreiche Fragen nach dem Motiv des Täters und der Rolle von Desinformation im Internet auf.
Taleb Al A. entspricht nicht dem typischen Bild eines Terroristen. Wie die FAZ berichtet, präsentierte er sich 2019 in einem Interview als Gegner des radikalen Islams. Er engagierte sich für Geflüchtete aus Saudi-Arabien und schien in die deutsche Gesellschaft integriert. In den letzten Jahren entwickelte er jedoch offenbar einen Verfolgungswahn und radikalisierte sich – nicht nur gegen den Islam, sondern auch gegen den deutschen Staat. Der Terrorismusexperte Peter Neumann vom King’s College London beschrieb das Täterprofil im Gespräch mit n-tv als einzigartig in seiner 25-jährigen Erfahrung.
Nach dem Anschlag verbreiteten sich im Internet, insbesondere auf Plattformen wie X (ehemals Twitter), rasch Falschinformationen und Verschwörungstheorien. Wie die FAZ berichtet, wurde die Herkunft des Täters instrumentalisiert, um die Tat mit Migration in Verbindung zu bringen. Elon Musk, Inhaber von X, attackierte Bundeskanzler Olaf Scholz verbal und bezeichnete ihn als "inkompetenten Idioten". Auch die AfD nutzte den Anschlag für ihre politische Agenda. Die AfD-Influencerin Naomi Seibt behauptete, unter einer AfD-Regierung wäre der Täter nicht in Deutschland gewesen. Rechte Akteure verbreiteten Falschmeldungen über die Opferzahlen und die Herkunft des Täters. Der Verein "Mimikama", der gegen Desinformation im Netz kämpft, dokumentierte antiisraelische und antisemitische Verschwörungstheorien, die dem israelischen Geheimdienst die Schuld an dem Anschlag gaben.
Taleb Al A. verbreitete seine wirren Thesen, Deutschland verfolge saudische Flüchtlinge und wolle Europa islamisieren, auf X. Wie Hans-Jakob Schindler vom Counter Extremism Project (CEP) gegenüber "Ippen-Media" kritisierte, sei die Plattform X aufgrund reduzierter Content-Moderation besonders anfällig für Hassreden und Gewaltphantasien.
Die Ermittlungen zum genauen Tatmotiv dauern an. Die Staatsanwaltschaft Magdeburg vermutet Unzufriedenheit mit dem Umgang mit saudischen Flüchtlingen in Deutschland als möglichen Hintergrund. Wie Tagesschau berichtet, gab es Hinweise aus Saudi-Arabien an die deutschen Behörden bezüglich des Tatverdächtigen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz und Ministerpräsident Reiner Haseloff nahmen an einer Gedenkfeier für die Opfer im Magdeburger Dom teil. Die Stadt Magdeburg richtete Betroffenen-Hotlines ein.