September 19, 2024
Beuys Haus öffnet seine Türen für Kunstinteressierte

Kunstorte: Das Bad ist rosa: Beuys' Haus kann erstmals besichtigt werden

Das ehemalige Atelier- und Wohnhaus von Joseph Beuys in Düsseldorf, gelegen am Drakeplatz 4, wird künftig für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Die Brunhilde Moll Stiftung hat diese bedeutende Wirkungsstätte des berühmten Künstlers, der für seine Arbeiten mit Fett und Filz bekannt ist, erworben. Ab dem kommenden Sonntag können Besucher das Haus besichtigen und eine Ausstellung mit etwa 60 Werken von Beuys sowie Fotografien aus seinem Leben und Schaffen in den Räumlichkeiten erleben.

Ein rosa Badezimmer

Kurator Gerhard Finckh beschreibt das Haus als den Ort, an dem das "Beuyssche Hirn" zuhause war. Er war früher Leiter des Wuppertaler Von der Heydt-Museums und gehört zu dem Team, das das Haus behutsam modernisiert hat. Elza Czarnowski, die künstlerische Leiterin, betont, dass die Vergangenheit des Hauses erhalten bleibt, während gleichzeitig neue Elemente eingeführt werden.

Ein auffälliges Detail des Hauses ist das Badezimmer, dessen leuchtend rosafarbene Fliesen eine unklare Geschichte haben. Ob diese bereits zu Beuys' Zeiten so gestaltet waren oder ob sie nach seinem Tod renoviert wurden, ist nicht eindeutig geklärt. Finckh merkt an, dass Beuys ein "Faible für Italien" hatte und im oberen Bereich des Hauses Terracotta-Fliesen verlegen ließ.

Beuys' Lebensraum und Atelier

Die hohen Decken und großen Fensterfronten des Hauses wurden von Beuys von 1961 bis zu seinem Tod 1986 als Wohn- und Atelierraum genutzt. Ein historisches Schwarz-Weiß-Foto zeigt Beuys zusammen mit seiner Familie, wie sie im Wohnzimmer vor einem Fernseher sitzen und die Serie "Raumschiff Enterprise" verfolgen. Im Jahr 1975 zog die Familie in eine nahegelegene Wohnung um, während das Haus am Drakeplatz als Büro, Atelier und "Denkraum" für Beuys diente.

Die Stadt Düsseldorf und das Land Nordrhein-Westfalen hatten 2021 kein Interesse an dem Gebäude gezeigt, was zur Entscheidung der Brunhilde Moll Stiftung führte, das Haus zu erwerben. Die Stiftung sieht das Gebäude als eine zentrale Produktions- und Wirkungsstätte für Beuys, der zu den bedeutendsten europäischen Künstlern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zählt. Finckh hebt hervor, dass in diesem Haus viele seiner plastischen Werke, Ideen und Skizzen entstanden sind, die ihn weltberühmt machten. Zu Beuys' Lebzeiten war das Haus ein Treffpunkt für zahlreiche Prominente, darunter auch Andy Warhol.

Eine lange Tradition von Künstlern

Das Gebäude, das 1908 vom Bildhauer Albert Pehle errichtet wurde, hat eine lange Geschichte als Atelierhaus. Über 20 Künstler lebten und arbeiteten dort von 1908 bis 2023. Das Haus soll künftig auch Kunststipendiaten beherbergen und als Veranstaltungsort für Diskussionsabende, Kunstgespräche und Performances dienen. Finckh berichtet, dass Beuys zu Beginn seiner Zeit am Drakeplatz mit dem Künstler Gotthard Graubner in einer Art Künstler-WG lebte, bevor er das Haus 1983 erwarb. Nach seinem Tod blieb das Gebäude in Familienbesitz, bis es 1999 verkauft wurde.

Objekte aus dem Haus in Museen

Das Atelierhaus birgt viele Erinnerungen und Objekte, die Beuys zu Kunst gemacht hat. Einige dieser Gegenstände, wie ein Ofen und der Stamm eines Weihnachtsbaums, sind mittlerweile in bedeutenden Museen weltweit zu finden. Diese Objekte sind nicht nur Teil der Kunstgeschichte, sondern auch Zeugen von Beuys' einzigartigem Lebensstil und seiner kreativen Prozesse.

Die Eröffnung des Beuys-Hauses bietet eine wertvolle Gelegenheit für Kunstliebhaber und die Öffentlichkeit, einen Einblick in das Leben und Werk eines der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts zu gewinnen. Die Brunhilde Moll Stiftung plant, das Haus als lebendigen Ort der Kunst und des Austauschs zu gestalten, der die Geschichte von Joseph Beuys am Leben erhält und gleichzeitig neue künstlerische Impulse setzt.

Die Besichtigung des Beuys-Hauses wird nicht nur die Möglichkeit bieten, originale Details und Werke zu erleben, sondern auch die Geschichte eines Ortes zu entdecken, der für die Kunstszene in Düsseldorf von großer Bedeutung war.

Quellen: Zeit Online, Süddeutsche Zeitung, Westdeutsche Zeitung.

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