September 19, 2024
Beuys' Wohnhaus als neues Zentrum für Kunst und Dialog

Kunstorte: Beuys' Wohnhaus kann erstmals besichtigt werden

Das ehemalige Atelier- und Wohnhaus von Joseph Beuys in Düsseldorf, gelegen am Drakeplatz 4, wird ab dem kommenden Sonntag für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Diese bedeutende Stätte, die als eine der bekanntesten Adressen in der Düsseldorfer Kunstszene gilt, wurde kürzlich von der Brunhilde Moll Stiftung erworben. Beuys, der von 1921 bis 1986 lebte, gilt als einer der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts und ist bekannt für seine innovativen Ansätze in der Kunst, die oft Material wie Fett und Filz einbeziehen.

Die Stiftung kündigte an, dass Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit haben werden, das Haus von innen zu besichtigen. In den Räumen wird eine Präsentation mit rund 60 Werken zu Beuys' Schaffen gezeigt, ergänzt durch Fotografien, die Szenen aus seinem Leben und Wirken am Drakeplatz 4 dokumentieren. Der Kurator Gerhard Finckh, ehemaliger Leiter des Wuppertaler Von der Heydt-Museums, beschreibt das Haus als „das Beuyssche Hirn“, einen Ort, an dem viele seiner Ideen und Werke entstanden sind.

Die künstlerische Leiterin der Stiftung, Elza Czarnowski, betont, dass bei der Neugestaltung des Hauses darauf geachtet wurde, die historische Substanz zu bewahren und gleichzeitig neue Akzente zu setzen. „Die Vergangenheit ist noch da, aber wir machen etwas Neues daraus“, erklärt sie. Einige originale Einrichtungsdetails, die auf Beuys zurückgehen, sind erhalten geblieben, darunter ein Gartentisch, den Beuys selbst aus vier quadratischen Steinplatten und einer Marmorplatte gestaltete.

Beuys nutzte die Räume von 1961 bis zu seinem Tod 1986 als Wohnhaus und Atelier. Nach seinem Tod blieb das Gebäude als Büro und Denkraum in Familienbesitz, bis es 1999 verkauft wurde. Die Brunhilde Moll Stiftung erwarb das Haus, nachdem sowohl die Stadt Düsseldorf als auch das Land Nordrhein-Westfalen 2021 kein Interesse an einer Übernahme gezeigt hatten.

Die Stiftung plant, das Haus künftig als Ort für Stipendiaten zu nutzen. Zudem sollen Diskussionsabende, Kunstgespräche und Performances stattfinden. Die Geschichte des Gebäudes, das 1908 vom Bildhauer Albert Pehle errichtet wurde, ist ebenfalls bemerkenswert. Über die Jahre lebten und arbeiteten dort mehr als 20 Künstler, darunter Walter Ophey und Heinrich Maria Davringhausen. Dies unterstreicht die lange Tradition des Hauses als künstlerischer Ort.

Ein besonders interessantes Detail ist das Badezimmer des Hauses, das mit leuchtend rosafarbenen Fliesen ausgestattet ist. Ob diese Gestaltung bereits zu Beuys' Zeiten bestand oder erst nach seinem Tod vorgenommen wurde, bleibt unklar. Finckh erwähnt, dass Beuys ein „Faible für Italien“ hatte und im oberen Bereich des Hauses Terracotta-Fliesen verlegen ließ.

Die hohen Decken und großen Fensterfronten des Hauses schaffen eine lichtdurchflutete Atmosphäre, die den kreativen Geist Beuys' widerspiegelt. Ein Schwarz-Weiß-Foto zeigt Beuys und seine Familie in einem der Räume, was die familiäre und künstlerische Verbindung des Ortes verdeutlicht. Beuys' Atelier war nicht nur ein Arbeitsplatz, sondern auch ein Treffpunkt für prominente Künstler, Politiker und Denker, was die kulturelle Bedeutung des Hauses weiter erhöht.

Insgesamt bietet die Öffnung von Beuys' Wohnhaus eine wertvolle Gelegenheit, mehr über das Leben und Werk eines der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts zu erfahren. Die Brunhilde Moll Stiftung hat sich verpflichtet, diesen historischen Ort zu bewahren und ihn als Plattform für zeitgenössische Kunst und Diskussionen zu nutzen.

Die Eröffnung des Hauses wird als ein bedeutender Schritt angesehen, um das Erbe von Joseph Beuys lebendig zu halten und zukünftigen Generationen zugänglich zu machen.

Quellen: Zeit Online, Süddeutsche Zeitung, Westdeutsche Zeitung.

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