Die neugewählte Präsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Christiane Tietz, hat den Kampf gegen sexualisierte Gewalt und die Reform der Kirche als ihre zentralen Anliegen für die kommenden Jahre benannt. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, will Tietz Schutzmaßnahmen gegen Missbrauch weiter verstärken und die Kirche so umgestalten, dass weiterhin gute Arbeit vor Ort geleistet werden kann. Die Zeit berichtete ebenfalls über diese Schwerpunkte am 2. November 2024 (https://www.zeit.de/news/2024-11/02/ekhn-praesidentin-kampf-gegen-missbrauch-und-reform-wichtig).
Tietz, die im September zur Nachfolgerin von Kirchenpräsident Volker Jung gewählt wurde und Ende Januar ihr Amt antritt, betonte die Bedeutung der bestehenden Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt. Diese sei direkt dem Kirchenpräsidenten zugeordnet und unterstreiche die Wichtigkeit des Themas. Laut dpa erklärte Tietz, Schutzkonzepte seien für alle kirchlichen Einrichtungen unerlässlich und müssten den jeweiligen Gegebenheiten vor Ort angepasst werden. Während viele Einrichtungen, darunter alle Kitas, bereits über solche Konzepte verfügten, sei die Implementierung in einigen Gemeinden und gesamtkirchlichen Einrichtungen noch nicht abgeschlossen. Die Süddeutsche Zeitung berichtete am 2. November 2024 ebenfalls über Tietz' Fokus auf Schutzkonzepte (https://www.sueddeutsche.de/politik/schwerpunkte-fuer-amtszeit-ekhn-praesidentin-kampf-gegen-missbrauch-und-reform-wichtig-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-241102-930-276875).
Besonderes Augenmerk liege darauf, die Schutzkonzepte konkret und praxisnah zu gestalten. Es gehe darum, Räumlichkeiten, Tagesabläufe und Arbeitsweisen so zu organisieren, dass Taten nicht begünstigt werden. Teamwork und Sensibilisierung aller Beteiligten, einschließlich Pfarrpersonen und Ehrenamtlichen, seien essentiell.
Eine Anfang 2024 veröffentlichte Studie untersuchte sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche zwischen 1945 und 2020. Die EKHN meldete 45 Verdachts- und bestätigte Fälle von sexualisierter Gewalt zwischen Erwachsenen und Kindern. Hinzu kommen 96 Meldungen zu Fällen zwischen Erwachsenen oder zwischen Kindern. Die EKHN geht jedoch von einem deutlich höheren Dunkelfeld aus, da viele Fälle verjährt sind.
Sinkende Mitgliederzahlen und damit einhergehende Kirchensteuereinnahmen stellen die EKHN vor große Herausforderungen. Tietz sieht die Notwendigkeit einer Umstrukturierung, um die Arbeit vor Ort weiterhin gewährleisten zu können. Im Rahmen des Reformprozesses 2030 sollen einzelne Gemeinden zu größeren Nachbarschaftsräumen zusammengelegt werden, in denen Pfarrerinnen und Pfarrer, Diakone und Kirchenmusiker im Team arbeiten. Dies erfordert auch eine Reduzierung der Pfarrstellen um etwa 30 Prozent.
Die Arbeit in den Kindertagesstätten ist Tietz ein besonderes Anliegen. Die frühe Prägung von Kindern mit evangelischer Frömmigkeit sei nachhaltig. Die EKHN verhandelt mit den Kommunen über die Übernahme der Unterhaltskosten für die Kita-Gebäude. Auch bei der Konfirmandenarbeit sieht Tietz die Notwendigkeit neuer Wege, um junge Menschen an die Kirche zu binden. Es gelte, bestehende Angebote zu verbessern und bekannter zu machen.
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