Im August 2023 erschütterte ein tödlicher Messerangriff auf der Säubrennerkirmes in Wittlich die Region. Ein 28-jähriger Mann verlor sein Leben. Ein US-Soldat, der auf der Air Base Spangdahlem stationiert war, wurde des Verbrechens angeklagt. Wie die Zeit berichtet, leidet die Familie des Opfers nach dem Freispruch des Soldaten schwer. (Zeit Online, 10.11.2024)
Trauer, Wut und Fassungslosigkeit prägen den Alltag der Familie Ovsjannikov. Überall in ihrem Haus erinnern Fotos und Alben an ihren Sohn Micha. „Er fehlt uns so sehr“, sagt Vater Michael Ovsjannikov. Der Freispruch des US-Soldaten vor einem Militärgericht im Oktober 2024 hat die Familie in tiefe Verzweiflung gestürzt. „Wir können es nicht verstehen und nicht akzeptieren“, so der Vater.
Besonders schwer wiegt für die Familie die Tatsache, dass das Geständnis des Soldaten im Prozess nicht berücksichtigt wurde. Wie der Vater berichtet, hatte der Angeklagte die Tatwaffe detailliert beschrieben und den Ort genannt, an dem er sie später entsorgt hatte. Die Militärrichterin entschied jedoch, dass die Aussage „nicht freiwillig“ war, wie die Air Base mitteilte. Bei der Vernehmung waren sowohl deutsche als auch amerikanische Beamte anwesend. Der Leitende Oberstaatsanwalt Peter Fritzen in Trier erklärte, dass aus den vorliegenden Akten keine Drohung gegen den Beschuldigten hervorgehe. Zudem sei dem Soldaten zu Beginn der Vernehmung mitgeteilt worden, dass wegen eines Tötungsdelikts ermittelt werde. (dpa)
Der Vorfall ereignete sich im August 2023 auf der Säubrennerkirmes. Ein Streit eskalierte in einem Gerangel und endete mit der tödlichen Messerattacke. Der 26-jährige Soldat war mit amerikanischen Freunden unterwegs. Im Prozess konnte ihm die Tat nicht nachgewiesen werden. Im Gegensatz zu deutschen Gerichten wurde das Urteil nicht begründet.
Die Familie Ovsjannikov kritisiert nicht nur den Freispruch, sondern auch den Ablauf des Verfahrens. Sie fühlen sich übergangen und sehen ihren Anspruch auf ein faires Verfahren verletzt. Sie kritisieren die schnelle Abgabe des Falls an die US-Militärjustiz durch die deutschen Behörden, die gemäß dem Nato-Truppenstatut erfolgte. Der Trierer Strafrechtsprofessor Mohamad El-Ghazi erklärte, dass es anfangs die Möglichkeit gegeben hätte, den Fall in der deutschen Justiz zu belassen. Er betont die Notwendigkeit einer gründlicheren Prüfung der Zuständigkeit in solchen Fällen, insbesondere bei Kapitalverbrechen. (dpa)
Professor El-Ghazi zeigt Verständnis für die Frustration der Familie. Der Tod eines geliebten Menschen, ein Geständnis und dennoch ein Freispruch – diese Umstände seien schwer zu verkraften. Er warnt jedoch davor, die Schuld allein bei der US-Militärgerichtsbarkeit zu suchen. Auch in Deutschland komme es zu Freisprüchen, selbst bei scheinbar eindeutiger Beweislage.
Für die Familie Ovsjannikov ist der Fall jedoch noch nicht abgeschlossen. Sie wollen, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen und der Prozess neu aufgerollt wird. Sie haben Politiker kontaktiert und den Petitionsausschuss des Bundestags eingeschaltet. Auch eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wird geprüft. Für November ist eine weitere Demonstration vor der Air Base Spangdahlem geplant. „Wir werden nicht aufgeben“, betont der Vater. (dpa)
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