Der Betrug bei Führerscheinprüfungen hat ein alarmierendes Ausmaß erreicht. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, durchsuchte die Polizei 43 Objekte in sieben Bundesländern im Zuge von Ermittlungen gegen eine mutmaßliche Bande, die Prüflingen geholfen haben soll, die theoretische Führerscheinprüfung durch Betrug zu bestehen. Die Razzien fanden in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Bremen statt.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und der Polizeidirektion Hannover, die bereits Mitte 2022 begannen, richteten sich zunächst gegen einen 32-Jährigen aus Hannover. Im Verlauf der Ermittlungen wurden fünf weitere Beschuldigte im Alter von 24 bis 32 Jahren aus dem Raum Hannover identifiziert. Ihnen wird banden- und gewerbsmäßige Urkundenfälschung sowie das Fälschen beweiserheblicher Daten vorgeworfen. Gegen einen Beschuldigten wurde Haftbefehl erlassen.
Die Verdächtigen sollen Prüflinge mit versteckter Audio- und Videotechnik ausgestattet haben, um ihnen die richtigen Antworten während der Prüfung einzusagen. Wie ZDF berichtet, sollen sie in anderen Fällen auch als Stellvertreter für die Prüflinge angetreten sein. Die Polizei beschlagnahmte bei den Durchsuchungen unter anderem präparierte Kleidung, 50 Mobiltelefone, Computer, Laptops, Tablets, rund 100.000 Euro Bargeld, 300 Gramm Gold und eine Schreckschusspistole.
Der TÜV hatte bereits im vergangenen Jahr von einem Rekordniveau an Betrugsversuchen bei Führerscheinprüfungen berichtet. Wie die Tagesschau berichtet, wurden in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 mehr als 2.700 Betrugsversuche bei der theoretischen Führerscheinprüfung aufgedeckt – ein Anstieg von 38 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch der SWR berichtete über die Zunahme von Betrugsfällen und Gewalt bei den Prüfungen. Die Bundesregierung hatte im Frühjahr 2022 die Sanktionen für Betrug bei Führerscheinprüfungen verschärft. Bei einem Betrugsversuch droht nun eine Sperre für einen weiteren Versuch von bis zu neun Monaten.
Die Durchfallquote bei der theoretischen Führerscheinprüfung liegt laut TÜV-Verband bei 42 Prozent, bei der praktischen Prüfung bei 30 Prozent. GIGA weist darauf hin, dass die hohe Durchfallquote und das gleichzeitige Rekordhoch an Betrugsversuchen Anlass zur Sorge um die Verkehrssicherheit geben.
Die Polizei appelliert an Fahrschüler, sich gründlich auf die Prüfungen vorzubereiten und nicht auf illegale Hilfsmittel zurückzugreifen. Die Konsequenzen eines Betrugsversuchs können schwerwiegend sein und die Erlangung des Führerscheins erheblich verzögern.
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