Der Personalmangel in hessischen Kitas spitzt sich zu. Eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung ("Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme") zeigt einen kontinuierlichen Rückgang des Anteils an pädagogischen Fachkräften, wie die Zeit berichtet. Immer weniger Erzieherinnen und Erzieher arbeiten in Kitas.
Um den Betrieb trotz Personalmangels aufrechtzuerhalten, werden vermehrt Personen ohne pädagogische Ausbildung eingestellt. Diese zunächst als Notlösung gedachte Entwicklung könnte sich laut Bertelsmann Stiftung verfestigen. Die Studie warnt vor möglichen negativen Folgen für die Qualität der pädagogischen Arbeit.
Die Bertelsmann Stiftung definiert eine hohe Fachkraftquote als ein Team, in dem mehr als 80 Prozent der pädagogisch Tätigen einen Fachschulabschluss besitzen. 2023 erreichten in Hessen nur noch 36 Prozent der Kita-Teams diese Quote. Zum Vergleich: 2017 lag der Wert noch bei 47 Prozent, berichtet die Zeit. Der Rückgang um elf Prozentpunkte liegt über dem bundesweiten Durchschnitt (minus neun Prozentpunkte). Berlin verzeichnete mit minus 18 Prozentpunkten den stärksten Rückgang.
Kathrin Bock-Famulla, Expertin der Bertelsmann Stiftung für frühkindliche Bildung, erklärt den zunehmenden Einsatz von Personal ohne pädagogische Ausbildung als Reaktion auf den akuten Personal- und Platzmangel. Sie warnt jedoch vor einer dauerhaften Absenkung der Fachkraftquote, da dies die Betreuungsqualität beeinträchtige. Studien belegen den Zusammenhang zwischen niedriger Fachkraftquote und verminderter pädagogischer Arbeit. Die Einarbeitung und Begleitung ungelernter Kräfte belastet zudem die ohnehin stark beanspruchten Fachkräfte zusätzlich.
Eine weitere Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Bertelsmann Stiftung belegt die hohe Belastung des Kita-Personals bundesweit. Fast die Hälfte der befragten Kita-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter gab an, sich täglich oder fast täglich überlastet zu fühlen. Rund ein Viertel erwägt mit hoher Wahrscheinlichkeit (80 Prozent oder höher) einen baldigen Berufswechsel. Auch in Hessen könnten zahlreiche Fachkräfte die Kitas verlassen, warnt Bock-Famulla, und eine weitere Absenkung der Fachkraftquote würde die Situation verschärfen.
Der Main-Kinzig-Kreis, Hessens einwohnerstärkster Landkreis, ist besonders stark vom Mangel an Kita-Plätzen betroffen. Laut einer GNZ-Meldung fehlen fast 4.000 Plätze, davon 2.565 im Krippenbereich für Kinder unter drei Jahren. Auch die Betreuungsquote für Kinder ab drei Jahren ist im Main-Kinzig-Kreis unterdurchschnittlich. Der Personalmangel zwingt Kitas dazu, Betreuungszeiten zu reduzieren oder ganze Gruppen zu schließen. Trotz intensiver Bemühungen von Kommunen und Landkreis, mittels Kampagnen und besserer Bezahlung neue Erzieherinnen und Erzieher zu gewinnen, bleibt der Arbeitsmarkt "leergefegt", so Gründaus Bürgermeister Gerald Helfrich gegenüber der GNZ.
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