Indien – ein Land mit bald 1,5 Milliarden Menschen, vielfältigen Kulturräumen und einem enormen wirtschaftlichen Potenzial. Doch hinter dem glänzenden Fassadenbild einer aufstrebenden Weltmacht verbirgt sich eine tief gespaltene Gesellschaft. Ashoka Mody, in Indien geborener Ökonom, analysiert in seinem Buch „Das gespaltene Indien“ die komplexen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen des Landes und hinterfragt kritisch den Mythos der indischen Supermacht. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, zeichnet Mody ein düsteres Bild der politischen Landschaft. Korruption und ein erstarkender Hindu-Nationalismus prägen die politische Realität. So liefen beispielsweise gegen 24 von 78 Ministern im Kabinett von Premierminister Narendra Modi Strafverfahren, unter anderem wegen Mord, Vergewaltigung und Entführung (F.A.Z.).
Modys Analyse, die bis ins Jahr 1947, dem Jahr der Unabhängigkeit von Großbritannien, zurückreicht, beleuchtet die Entwicklung Indiens in vier großen Kapiteln. Er untersucht die politischen und wirtschaftlichen Weichenstellungen, die von Schlüsselfiguren wie Jawaharlal Nehru und Indira Gandhi vorgenommen wurden und deren Auswirkungen bis heute spürbar sind. Dabei betrachtet er das Wirtschaftssystem als Ergebnis sozialen Handelns und legt den Fokus auf Faktoren wie Beschäftigungszahlen, Bildungsstand und die Verfügbarkeit öffentlicher Güter, um zu beurteilen, wer tatsächlich vom Wirtschaftswachstum profitiert. Laut Perlentaucher gelingt es Mody, ökonomische Daten, historische Fakten und soziologische Analysen zu einem vielschichtigen Gesamtbild zu verweben.
Ein zentrales Thema des Buches ist die Kluft zwischen dem enormen Wirtschaftspotenzial und der weit verbreiteten Armut in Indien. Trotz anhaltenden Wirtschaftsbooms profitiert nur eine kleine Elite vom Wohlstand, während ein Großteil der Bevölkerung mit Unterbeschäftigung, schlechter Bildung und einem maroden Gesundheitssystem zu kämpfen hat. Wie auf der Webseite des Campus Verlags beschrieben, prangert Mody die ungleiche Verteilung des Wohlstands an und zeigt auf, welche Veränderungen notwendig sind, um eine bessere Zukunft für Indien zu ermöglichen. Das starke Bevölkerungswachstum, das jährlich rund sieben Millionen neue Arbeitsplätze erfordert, stellt eine immense Herausforderung dar, der weder Staat noch Wirtschaft gewachsen scheinen (F.A.Z.).
Mody analysiert die Handlungsmotive prägender Persönlichkeiten der indischen Geschichte und stellt sie in den Kontext der großen wirtschaftspolitischen und gesellschaftlichen Strömungen. Er beschreibt, wie einzelne Akteure die Grenzen des Demokratischen ausloteten und Indien wiederholt an den Rand der Autokratie brachten. Beispiele hierfür sind das Sterilisationsprogramm unter Sanjay Gandhi, die Selbstmordwelle unter Bauern zur Jahrtausendwende und vertuschte Morde durch korrupte Beamte (F.A.Z.).
„Das gespaltene Indien“ ist nicht nur eine Analyse der wirtschaftlichen und politischen Situation Indiens, sondern auch eine Auseinandersetzung mit der Rolle des Einzelnen in einer Gesellschaft von 1,5 Milliarden Menschen. Das Buch bietet einen Einblick in die Herausforderungen einer jungen Demokratie und zeigt die Schattenseiten des vermeintlichen Wirtschaftswunders auf. Wie die Financial Times zitiert wird, ist Modys Buch ein „starkes Gegenmittel gegen das magische Denken über Indiens Wirtschaftspotenzial“. (Amazon Produktseite)
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