25.12.2024
Jungs Vermächtnis 16 Jahre EKHN-Kirchenpräsidentschaft

Rückblick auf 16 Jahre Amtszeit von Kirchenpräsident Volker Jung

Nach 16 Jahren im Amt blickt der scheidende Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, auf eine bewegte Zeit zurück. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) am 25.12.2024 berichtet, war seine Amtszeit von zahlreichen Herausforderungen geprägt, darunter die Finanzkrise 2009, die Fukushima-Katastrophe 2011, die Corona-Pandemie und der anhaltende Rückgang der Mitgliederzahlen.

Jung äußerte gegenüber der F.A.Z., die Auseinandersetzung mit politischen Themen habe ihn stets begleitet. Er sehe seine Aufgabe darin, die Perspektive des Glaubens und das Prinzip der Menschenwürde in gesellschaftliche Debatten einzubringen. Beispielhaft dafür sei das Engagement der Kirche für Geflüchtete und das Asylrecht, das laut Jung in der biblischen Tradition tief verankert sei. Auch wenn diese Haltung innerhalb der Kirche nicht immer unumstritten sei, betonte er gegenüber der F.A.Z. die Notwendigkeit, Migration aktiv mitzugestalten und nicht ausschließlich als Krise wahrzunehmen.

Der Wandel im Umgang mit Sexualität und Familie war ein weiteres wichtiges Thema seiner Amtszeit. Die EKHN ermöglichte die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare und verabschiedete 2022 ein Schuldbekenntnis gegenüber queeren Menschen. Jung erinnerte sich an die intensiven Diskussionen im Vorfeld dieser Entscheidungen und verwies auf die Fragen junger Menschen aus der kirchlichen Jugendarbeit, die die Kirche zum Handeln drängten.

Die größte Herausforderung seiner Amtszeit stellte die Corona-Pandemie dar. Als „Medienbischof“ verantwortete er unter anderem die Fernsehgottesdienste und erlebte die Verlagerung kirchlichen Lebens in den digitalen Raum. Am 16.04.2022 reflektierte Jung in einem F.A.Z.-Interview über die Bedeutung von Ostern angesichts des weltweiten Leids und unterstrich die christliche Hoffnung, die über Leid und Tod hinausgeht. Er thematisierte auch die zunehmende Säkularisierung und die Notwendigkeit der Kirche, sich mit den Problemen und Sorgen der Menschen auseinanderzusetzen.

Die Zukunft der Kirche war ebenfalls ein zentrales Anliegen Jungs. Im Gespräch mit chrismon am 15.12.2023 sprach er über sinkende Mitgliederzahlen und die damit einhergehenden finanziellen Schwierigkeiten. Er betonte, Glauben müsse erlebbar gemacht und die Auseinandersetzung mit den fundamentalen Lebensfragen gesucht werden. Die Kirche müsse, so Jung, die Menschen in ihrer Verletzlichkeit erreichen und von ihnen lernen.

Schon 2019 unterstrich Jung, wie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) am 08.02.2019 berichtete, die Bedeutung der Ethik im Zusammenhang mit der Digitalisierung. Er warnte vor einer einseitigen Konzentration auf den Nutzen technologischer Entwicklungen und plädierte dafür, die Würde des Menschen in den Mittelpunkt zu rücken. Die Kirche müsse den Digitalisierungsprozess aktiv mitgestalten, um den Menschen zu dienen.

In seiner Weihnachtsbotschaft 2024, veröffentlicht auf wirimnetz.net, hob Jung die Bedeutung von Menschlichkeit und Mitgefühl in einer konfliktreichen Welt hervor. Die Weihnachtsbotschaft „Gott wird Mensch“ zeige, was Menschsein ausmache: Vertrauen, Würde und Mitmenschlichkeit. Gerade in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Verrohung seien diese Werte besonders wichtig.

Damit endet eine Ära für die EKHN. Volker Jung hinterlässt eine Kirche, die sich den Herausforderungen einer sich verändernden Welt stellt und versucht, die Frage nach Gott lebendig zu halten.

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