Die "Washington Post" steht erneut in der Kritik, nachdem sie eine Karikatur der Pulitzerpreisträgerin Ann Telnaes nicht veröffentlicht hat. Die Zeichnung, über die unter anderem die F.A.Z. berichtet, zeigt Jeff Bezos, den Gründer von Amazon und Eigentümer der "Washington Post", zusammen mit anderen Tech-Milliardären, wie sie vor einer Statue von Donald Trump knien und ihm Säcke voller Geld darbieten. Telnaes, langjährige Karikaturistin der Zeitung, reagierte auf die Ablehnung mit ihrer Kündigung. Auch die "New York Times" berichtete über den Vorfall.
In einer Stellungnahme auf der Plattform "Substack" erklärte Telnaes, dass die Ablehnung ihrer Karikatur aufgrund ihrer inhaltlichen Aussage ein Präzedenzfall sei. Änderungen an ihren Entwürfen habe sie zwar schon in der Vergangenheit vornehmen müssen, jedoch nie aufgrund der politischen Botschaft. Die Karikaturistin, die seit 2008 für die "Washington Post" tätig war, bezeichnete die Entscheidung der Redaktion als "Wendepunkt" und "gefährlich für die Pressefreiheit". Wie die F.A.Z. berichtet, sieht Telnaes die Aufgabe von Karikaturisten darin, mächtige Personen und Institutionen kritisch zu hinterfragen, und fühlt sich nun in dieser Aufgabe eingeschränkt.
Die Karikatur, die neben Bezos auch Mark Zuckerberg (Meta), Sam Altman (OpenAI) und Patrick Soon-Shiong (Herausgeber der "Los Angeles Times") darstellt, kritisiert die vermeintliche Anbiederung milliardenschwerer Tech- und Medienunternehmer an den zukünftigen US-Präsidenten Trump. Wie der Spiegel berichtet, wirft sich in der Zeichnung sogar eine Mickey-Maus-Figur, die den Disney-Konzern symbolisiert, vor dem Trump-Podest zu Boden.
David Shipley, Redakteur im Meinungsressort der "Washington Post", widersprach Telnaes' Darstellung. Laut n-tv erklärte er in einer Stellungnahme, die Ablehnung der Karikatur sei eine rein redaktionelle Entscheidung gewesen und habe nichts mit unlauterer Einflussnahme zu tun. Man habe Wiederholungen vermeiden wollen, da bereits eine Kolumne zum gleichen Thema erschienen und eine weitere in Planung gewesen sei, so Shipley. Er habe Telnaes gebeten, ihre Kündigung zu überdenken.
Die "Washington Post" gehört seit 2013 Jeff Bezos. Wie die Tagesschau berichtet, gab es bereits im Vorfeld der US-Wahl im November Kritik an Bezos, nachdem er eine Wahlempfehlung der Redaktion für Trumps Gegenkandidatin Kamala Harris nicht drucken ließ. Bezos versicherte daraufhin, keine persönlichen Interessen in Bezug auf das Medium zu verfolgen.
Quellen:
- F.A.Z.
- n-tv