5.1.2025
Frankfurter Bahnhofsviertel: Drogenhilfe Im Spannungsfeld Zwischen Erfolg Und Scheitern

Frankfurts Bahnhofsviertel: Ein Spannungsfeld zwischen Drogenhilfe und öffentlicher Szene

Das Frankfurter Bahnhofsviertel ist seit Jahrzehnten für seine offene Drogenszene bekannt. Der sogenannte „Frankfurter Weg“, eine Kombination aus Repression, Überlebenshilfe und Prävention, existiert seit 1989. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 05.01.2025 berichtete, bietet die Stadt Frankfurt seit 30 Jahren Druckräume an. In diesen Einrichtungen können Drogenabhängige unter hygienischen Bedingungen und unter Aufsicht von Fachpersonal konsumieren.

Die FAZ schildert den Alltag im Eastside, Europas größter Drogenhilfeeinrichtung. Dort finden sich neben Konsumräumen auch Wohnmöglichkeiten, Werkstätten und Beratungsangebote. Im Artikel wird Mario porträtiert, ein ehemaliger Drogenabhängiger, der die Entwicklung der Szene seit den 80er Jahren miterlebt hat. Er erinnert sich an die Zeit, als die Taunusanlage, ein Park in der Frankfurter Innenstadt, zum Zentrum der offenen Drogenszene wurde. Heute meidet er das Bahnhofsviertel, das er als gefährlich und von Dealern beherrscht empfindet.

Der „Frankfurter Weg“ ist jedoch nicht unumstritten. Kritiker, die auch im nd-Artikel vom 24.11.2024 zitiert werden, halten die liberale Drogenpolitik für gescheitert. Sie kritisieren, dass Druckräume den Drogenkonsum letztlich vereinfachen, obwohl Erwerb und Besitz illegal sind. Die britische Zeitung „The Sun“ bezeichnete das Bahnhofsviertel im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft 2024 als „Zombieland“, was die Debatte um die Wirksamkeit der städtischen Maßnahmen weiter anheizte.

Wie der nd-Artikel weiter ausführt, hat sich die Lage im Bahnhofsviertel durch die zunehmende Verbreitung von Crack, einer Kokainvariante, in den letzten Jahren verschärft. Die Droge führt zu schneller Abhängigkeit und aggressivem Verhalten, was zu einem Anstieg von Gewalt und Kriminalität im Viertel geführt hat. Anwohner, Gastronomen und Geschäftsinhaber fühlen sich zunehmend hilflos und fordern ein entschiedeneres Eingreifen der Behörden.

Auch die Verdrängung von Dealern durch verstärkte Polizeikontrollen, die laut dem „Sun“-Bericht angeordnet wurden, wird im nd-Artikel kritisch gesehen. Streetworker befürchten eine Verlagerung der Drogenszene, während die Hilfsangebote im Bahnhofsviertel verbleiben.

Es bleibt die Frage, ob der „Frankfurter Weg“ tatsächlich zur Lösung des Drogenproblems beiträgt oder ein Teil des Problems ist. Der zunehmende Crack-Konsum stellt die Stadt vor neue Herausforderungen und erfordert möglicherweise eine Anpassung der bisherigen Strategie. Die hygienischen Bedingungen in den Konsumräumen und die damit verbundene Senkung der Drogentoten durch Überdosis sowie die Eindämmung von HIV und Hepatitis-Infektionen sind jedoch unbestreitbar positive Effekte des "Frankfurter Wegs", wie die FAZ berichtet.

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