Ein Ehepaar aus Sandhausen bei Heidelberg hat vor dem Landgericht Mannheim den Mord an einer 27-jährigen Ukrainerin und deren 51-jähriger Mutter gestanden. Die Taten ereigneten sich im März des vergangenen Jahres. Zu Beginn des Prozesses ließen die Angeklagten über ihre Anwälte Erklärungen verlesen, in denen sie die Tötungen einräumten und Reue ausdrückten. "Ich bereue alles, was ich getan habe", sagte der Mann laut Zeit. Seine Frau erklärte: "Ich habe einen großen Fehler gemacht. Wenn ich könnte, würde ich die Zeit zurückdrehen." Die Staatsanwaltschaft wirft dem Paar Mord und Entziehung Minderjähriger vor.
Hintergrund der grausamen Tat war offenbar der unerfüllte Kinderwunsch des Paares nach einer Tochter. Sie haben bereits vier Kinder, darunter einen gemeinsamen Sohn. Wie die Staatsanwaltschaft ausführt, plante das Ehepaar, das fünf Wochen alte Baby der Ukrainerin als eigenes Kind auszugeben. Der Tagesspiegel berichtet, dass die Ehefrau gezielt nach einem neugeborenen Mädchen suchte und dazu Kontakt zu ukrainischen Flüchtlingen aufnahm, unter anderem über eine Telegram-Gruppe. Dort lernte sie die 27-jährige Mutter kennen, die Unterstützung bei Übersetzungen für die bevorstehende Geburt ihrer Tochter benötigte. Die Opfer lebten zum Zeitpunkt der Tat in einer Flüchtlingsunterkunft in Wiesloch.
Am 6. März verabreichte das Ehepaar den beiden Frauen bei einem gemeinsamen Restaurantbesuch heimlich Beruhigungsmittel. Als es der Großmutter schlecht ging, brachte das Paar Mutter und Baby zunächst zurück in ihre Unterkunft. Später fuhren sie die 51-Jährige unter dem Vorwand, sie ins Krankenhaus zu bringen, zu einem Anglersee bei Bad Schönborn. Dort schlug der Mann die Frau mit einem Gegenstand, den er später als Gummihammer bezeichnete, mehrfach auf den Kopf und versenkte die Leiche im See.
Anschließend holte das Paar die 27-Jährige und ihr Baby ab und täuschte vor, die Mutter habe einen Herzinfarkt erlitten. Sie fuhren mit der jungen Mutter nach Hockenheim an den Rheindamm, wo der Mann sie ebenfalls tötete. Die Leiche wurde angezündet. Das Baby nahmen die Täter mit nach Hause. Der Mann gab an, vor der Tat Kokain und Amphetamin konsumiert zu haben.
Die Leiche der 27-Jährigen wurde am 7. März gefunden. Das Ehepaar wurde am 13. März festgenommen, das Baby blieb unversehrt. Polizeitaucher entdeckten die Leiche der Großmutter am 19. März. Das Baby kam zunächst in eine Pflegefamilie, bevor die 21-jährige Schwester der getöteten Mutter die Vormundschaft übernahm und mit dem Kind in die Ukraine zurückkehrte. Dort läuft ein Adoptionsverfahren. Die Schwester tritt im Prozess als Nebenklägerin auf und fordert über ihren Anwalt lebenslange Haft und die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld für die Angeklagten. Neun Verhandlungstage sind angesetzt. Ein Urteil wird für den 21. Februar erwartet.
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