Gesellschaftliche Anerkennung zeigt sich in vielen Formen: Gehalt, Auszeichnungen oder einfach ein anerkennendes Wort. Es gibt jedoch unverzichtbare Tätigkeiten für unser Zusammenleben, die oft übersehen und wenig gewürdigt werden. Wie Matthias Heinrich in der FAZ-Elternkolumne „Schlaflos“ vom 07.01.2025 beschreibt, erfährt er dies als Hausmann und Vater, während seine Frau berufstätig ist. Sein Alltag ist geprägt von unbezahlter Arbeit, die selten Lob oder Anerkennung erhält.
Diese Erfahrung teilen viele Menschen, die in der sogenannten „Care-Arbeit“ tätig sind. Dazu zählen neben Kindererziehung und Haushalt auch die Pflege von Angehörigen oder Menschen mit Behinderungen. Oft von Frauen ausgeübt, wurden diese Bereiche lange als selbstverständlich angesehen und gesellschaftlich geringgeschätzt. Der WELT-Artikel vom 04.10.2024 zum Thema gesellschaftliche Anerkennung verdeutlicht die daraus resultierende Ungleichheit in der Bewertung verschiedener Berufe. Während in einigen Bereichen öffentliche Anerkennung und hohe Gehälter üblich sind, bleiben andere, ebenso wichtige Tätigkeiten finanziell und gesellschaftlich unterbewertet.
Die Corona-Pandemie hat diese Diskrepanz deutlich gemacht. Berufe im Gesundheitswesen, Einzelhandel und der Reinigungsbranche wurden plötzlich als „systemrelevant“ eingestuft. Der Balkonapplaus, über den die Münstersche Zeitung am 02.06.2020 berichtete, drückte die neu entdeckte Wertschätzung für diese oft unterbezahlten und anstrengenden Berufe aus. Doch wie der DGB am 24.07.2020 hervorhob, reicht Applaus nicht. Es braucht strukturelle Veränderungen für gerechtere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen.
Gesellschaftliche Anerkennung von Arbeit geht über das Gehalt hinaus. Es geht um Respekt, Wertschätzung und die Anerkennung des individuellen Beitrags zum Funktionieren der Gesellschaft. Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) nutzt in ihrem Artikel „Applaus ist nicht genug“ vom 26.03.2021 die Debatte um „systemrelevante“ Berufe, um die gesellschaftliche Wahrnehmung von Arbeit grundsätzlich zu hinterfragen: Welche Tätigkeiten gelten als wertvoll und wie wird diese Wertschätzung ausgedrückt?
Die Diskussion um die Frauenquote in Führungspositionen, wie sie beispielsweise die Frankfurter Rundschau am 05.11.2024 aufgreift, zeigt, dass gesellschaftliche Anerkennung auch mit Sichtbarkeit und Macht verbunden ist. Doch auch jenseits der Chefetagen leisten unzählige Menschen täglich wichtige Arbeit ohne großen Applaus. Es ist Zeit, diesen „Rollen ohne Applaus“ die ihnen gebührende Anerkennung zu schenken.
Auch im privaten Bereich, wie ein Instagram-Post von „die_mayerin“ vom 30.07.2024 andeutet, spielt die Anerkennung unbezahlter Arbeit eine wichtige Rolle. Die alltäglichen Mühen im Haushalt und die Fürsorge für die Familie bleiben oft unsichtbar und werden als selbstverständlich angesehen. Dabei tragen gerade diese Tätigkeiten wesentlich zum Wohlbefinden und Zusammenhalt der Gesellschaft bei.
Der Artikel im Wirtschaftsdienst vom Dezember 2021 über die Attraktivität von Pflegeberufen unterstreicht die Notwendigkeit, gesellschaftliche Anerkennung durch konkrete Maßnahmen zu stärken. Bessere Bezahlung, verbesserte Arbeitsbedingungen und die Förderung von Aus- und Weiterbildung sind wichtige Schritte, um die Wertschätzung für diese Berufe auszudrücken.
