Ein Windrad im Bayerischen Wald: Symbol des Wandels in der Energiepolitik
Ein einzelnes Windrad steht seit 23 Jahren im Landkreis Cham im Bayerischen Wald. Es wirkt fast fremd in der hügeligen, waldreichen Landschaft und verdeutlicht die schwierige Umsetzung der Energiewende in dieser Region. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) berichtet über die Geschichte dieses Windrads und die damit verbundenen Herausforderungen. Der jüngste Sinneswandel des Landrats, der nun den Bau von 20 weiteren Anlagen in den nächsten 15 Jahren plant, wird teils dem Krieg in der Ukraine, teils Bundeswirtschaftsminister Robert Habecks Politik zugeschrieben.
Die Anfänge der Windkraft im Landkreis Cham reichen jedoch weit zurück. Wie die FAS berichtet, hatte der Landwirt Johann Schwarzfischer bereits vor 30 Jahren die Vision, Windenergie im Bayerischen Wald zu erzeugen. Als Pionier in Sachen erneuerbare Energien führte er, in Ermangelung detaillierter Windkarten, eigene Messungen durch und überzeugte 19 Gesellschafter, in ein Windrad zu investieren. 1996 scheiterte sein erster Antrag, unter anderem am Landschaftsschutz. Erst vier Jahre später, unterstützt durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz der rot-grünen Bundesregierung, konnte das Projekt realisiert werden.
Schwarzfischers Erfolg blieb jedoch isoliert. Weitere Windkraftprojekte im Landkreis scheiterten. Johann Christl, ehemaliger Polizist und Windkraft-Befürworter, spricht gegenüber der FAS von „Verhinderungsplanung“ und dokumentierte die gescheiterten Versuche, die die Schwierigkeiten der Windkraft-Etablierung im Bayerischen Wald verdeutlichen.
Schon 2012 kündigte Landrat Franz Löffler (CSU) den Bau von Windrädern an, wie die FAS berichtet. Die Suche nach geeigneten Flächen gestaltete sich jedoch schwierig, da große Teile des Landkreises Landschaftsschutzgebiet sind. Kommunale Planungen, die Zeit und Geld kosteten, wurden vom Landratsamt abgelehnt. Sowohl der Bundesverband Windenergie als auch Christl kritisierten die vom Landkreis vorgeschlagenen Flächen als ungeeignet.
Der Konflikt um Windkraftanlagen zieht sich durch ganz Bayern. Der Bayerische Rundfunk (BR) berichtet über Widerstand gegen Windräder im Wald auf der Jura-Hochebene zwischen Weißenburg und Eichstätt. Anwohner befürchten negative Auswirkungen auf Waldklima und Artenvielfalt. Die Regierung von Mittelfranken betont hingegen die Effizienz der Windenergie und die Notwendigkeit, auch Waldgebiete für den Ausbau der erneuerbaren Energien zu nutzen.
Die Bayerischen Staatsforsten stehen dem Bau von Windkraftanlagen im Staatswald grundsätzlich positiv gegenüber, wie auf energieatlas.bayern.de nachzulesen ist. Der BUND Naturschutz mahnt jedoch den Artenschutz bei der Planung an. Neue Technologien, wie z.B. Kamerasysteme zur Vogelerkennung, könnten Kollisionen verhindern und den Konflikt zwischen Artenschutz und Windenergie entschärfen, wie ein BR-Bericht über ein Forschungsprojekt in Fuchstal zeigt.
Die politische Dimension des Themas beleuchtet die Süddeutsche Zeitung (SZ). Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) will das Vetorecht der Kommunen gegen Windräder im Staatswald abschaffen. Der Bayerische Gemeindetag fordert hingegen ein Erstzugriffsrecht für Kommunen auf Windrad-Standorte.
Quellen:
- Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung: https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/wie-wladimir-putin-die-windkraft-in-den-bayerischen-wald-brachte-110207809.html
- Bayerischer Rundfunk: https://www.br.de/nachrichten/bayern/windkraft-im-wald-widerstand-auf-der-jura-hochebene,UGypmAC
- Bayerischer Rundfunk: https://www.br.de/nachrichten/bayern/windkraft-koennen-voegel-mit-hilfe-von-technik-geschuetzt-werden,UWAL8Pv
- energieatlas.bayern.de: https://www.energieatlas.bayern.de/thema_wind/windenergie_wissen/wald
- Süddeutsche Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-erneuerbare-energien-windraeder-vetorecht-aiwanger-kommunen-lux.8XPq9V2gwKxmDm2L3dCjoG