Der langwierige Betrugsprozess im Zusammenhang mit der Insolvenz des Wismarer Holzpelletherstellers German Pellets könnte bald abgeschlossen sein. Wie die Zeit (https://www.zeit.de/news/2025-01/08/deal-im-betrugsprozess-um-german-pellets-insolvenz-geplant) berichtet, zeichnet sich eine Verständigung zwischen Gericht und den Verfahrensbeteiligten ab, die den Prozess, der seit März 2023 läuft, bereits im April beenden könnte. Demnach soll die potentielle Haftstrafe für den angeklagten ehemaligen Geschäftsführer zur Bewährung ausgesetzt werden, wie der Vorsitzende Richter am Landgericht Schwerin bekannt gab.
Bis zum nächsten Verhandlungstermin am 30. Januar sollen die noch offenen Punkte der geplanten Vereinbarung geklärt werden. Die dpa meldet, dass die Staatsanwaltschaft offenbar bereit ist, den 15. November 2015 als Insolvenzzeitpunkt anzuerkennen. Dies bildet die Grundlage für den Deal. Ein Gutachten hatte zuvor ergeben, dass German Pellets schon wesentlich früher finanzielle Probleme hatte. Durch die Festlegung auf den späteren Zeitpunkt würden Anklagepunkte, die auf Handlungen vor dem 15. November 2015 basieren, entfallen. Der Insolvenzantrag für die German Pellets GmbH wurde im Februar 2016 gestellt.
Dem ehemaligen Geschäftsführer aus Hessen werden unter anderem Insolvenzverschleppung, Betrug, Bankrott und Steuerhinterziehung vorgeworfen. Die Anklageschrift umfasst rund 400 Seiten. Das Unternehmen mit Sitz in Wismar galt zum Zeitpunkt der Zahlungsunfähigkeit als Europas größter Holzpellethersteller. Wie der Nordkurier (https://www.nordkurier.de/regional/mecklenburg-vorpommern/wann-war-german-pellets-insolvent-mammutprozess-mit-zwoelf-weiteren-zeugen-3095096) berichtet, entstand Anlegern durch falsche Angaben zur finanziellen Lage des Unternehmens beim Verkauf von Anleihen ein Schaden von 7,2 Millionen Euro. Medienberichten zufolge liegt der tatsächliche Verlust der Anleger jedoch deutlich höher. Die Ostsee-Zeitung (https://www.ostsee-zeitung.de/lokales/nordwestmecklenburg/wismar/deal-mit-staatsanwaltschaft-betrugsprozess-zur-german-pellets-pleite-in-wismar-koennte-bald-zu-ende-PW6WWJCKWZB2VGRARFIP5GLEEU.html) spricht von Gesamteinlagen in Höhe von etwa 260 Millionen Euro von rund 17.000 Anlegern, die laut Angaben der Insolvenzverwalterin größtenteils leer ausgingen.
Das Pelletwerk im Wismarer Holzhafen wird seit 2016 von einem neuen Besitzer betrieben und beschäftigt ca. 60 Mitarbeiter. Die Firmenverkäufe brachten angeblich 45 Millionen Euro ein, wovon 36 Millionen an die Banken flossen. Die Gesamtforderungen belaufen sich Berichten zufolge auf 427 Millionen Euro. Der Holzkurier (https://www.holzkurier.com/energie/2023/02/german-pellets-gruender-vor-gericht--2-mrd----forderungen.html) berichtet ebenfalls über den Prozess und die hohen Forderungen. Seit Beginn des Verfahrens im März 2023 hat das Gericht an über 50 Verhandlungstagen zahlreiche Zeugen und Sachverständige angehört.