Die Luxusgüterbranche, die nach den Corona-Lockdowns und dank des Aufschwungs der chinesischen Mittelschicht einen Boom erlebte, befindet sich aktuell im Rückwärtsgang. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 08.01.2025 berichtete, verzeichnen Luxusmarken wie Louis Vuitton, Christian Dior und Tiffany, die zum französischen Konzern LVMH gehören, sinkende Umsätze. Der Höhenflug, der LVMH 2023 zeitweise zum wertvollsten Unternehmen Europas machte, scheint vorerst gestoppt.
Dieser Trend betrifft nicht nur LVMH. Auch andere Luxusmarken kämpfen mit nachlassender Nachfrage. Business Punk berichtete am 19.07.2024 über Gewinnwarnungen bei Kering, dem Mutterkonzern von Marken wie Gucci, Saint Laurent und Balenciaga. Selbst Chanel trennte sich von Chefdesignerin Virginie Viard. Business Punk meldete zudem einen Umsatzeinbruch von 20 Prozent bei Burberry.
Auch die Schweizer Uhrenindustrie ist betroffen. Business Punk berichtet von deutlichen Gewinneinbrüchen bei der Swatch Group, zu der Marken wie Omega, Longines und Blancpain gehören. Ebenso verzeichnet Richemont, Eigentümer von IWC, Lange & Söhne und weiteren Marken, rückläufige Umsätze, besonders in China.
Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielschichtig. Ntv berichtete am 01.10.2024, dass Investoren Luxusgüteraktien meiden. Ein Händler wird zitiert: "Es ist auffällig, dass sich Luxus trotz der deutlich verbesserten Aussichten für China nicht erholt." Dies deutet darauf hin, dass der Sektor, selbst im Hinblick auf das Weihnachtsgeschäft, an Anziehungskraft eingebüßt hat.
In einem Interview mit der NZZ Bellevue vom 14.11.2024 erklärt Luxus-Experte Fernando Fastoso, die aktuellen Umsatzrückgänge seien eher eine normale Schwankung aufgrund der globalen Wirtschaftslage, insbesondere in China. Das geringe Konsumentenvertrauen in China, vor allem in der aufstrebenden Mittelschicht, führe zu Zurückhaltung bei nicht lebensnotwendigen Ausgaben wie Luxusgütern. Da China fast ein Drittel des weltweiten Luxusumsatzes generiert, wirkt sich diese Kaufzurückhaltung stark auf die Branche aus.
Ein weiterer Faktor sind die stark gestiegenen Preise im Luxussegment. Fastoso erläutert im NZZ-Interview, Marken versuchten, den Mythos des Luxus durch Exklusivität zu erhalten. Dies führe zu höheren Preisen, die die aufstrebende Mittelschicht vom Kauf abhalten. Im Gegensatz dazu seien die sehr vermögenden Kunden ("High Net Worth Individuals") krisenresistenter und ihre finanzielle Lage habe sich seit der Pandemie sogar verbessert.
Die Esslinger Zeitung thematisierte am 20.05.2022 die gesellschaftliche Wahrnehmung von Luxus. Der Begriff werde oft mit teuren, für Normalverdiener unerschwinglichen Gütern verbunden und daher kritisch gesehen. Die Zeitung fragt, ob ein Leben ohne Überfluss und Verschwendung tatsächlich glücklicher macht.
Ajour.ch berichtete am 06.09.2024 über die weltweit sinkende Lust auf Luxusgüter. Der Artikel spekuliert über die Gründe für diesen "Käuferstreik" und fragt, ob es sich um mehr als nur ein zyklisches Tief handelt.