Moderne Technologie allein reicht nicht aus, um die Waldbrandgefahr im Harz zu bannen. Neun neuartige Waldbrandsensoren, die im Sommer 2023 entlang der Brockenbahnstrecke im Nationalpark installiert wurden, blieben bisher untätig. Wie die „Zeit“ am 5. Januar 2025 berichtete, haben die Geräte, die Brände frühzeitig erkennen sollen – insbesondere solche, die in der Vergangenheit oft in Gleisnähe entstanden – keinen einzigen Alarm ausgelöst. Das zuständige Wirtschafts- und Forstministerium untersucht die Gründe für das Versagen der Technik. Trotz der Startschwierigkeiten plant das Ministerium, das Projekt auszuweiten. Eine Sprecherin des Ministeriums unterstrich gegenüber der dpa die Bedeutung der Sensoren für die Früherkennung von Waldbränden und als wichtigen Bestandteil im Kampf gegen die zunehmende Waldbrandgefahr.
Die Sensoren, graue Kästen in Schuhkartongröße mit Solarpanel, messen die Konzentration verschiedener Gase wie Kohlenmonoxid, die bei Waldbränden freigesetzt werden. Eine Künstliche Intelligenz analysiert die Messdaten in Millisekunden und alarmiert im Brandfall automatisch festgelegte Empfänger, darunter die Feuerwehren. Laut Entwicklerfirma Breeze Technologies kann jeder Sensor einen Radius von zwei bis fünf Kilometern überwachen. Der MDR berichtete am 13. Juli 2023, dass die Standorte der Sensoren im Harz strategisch gewählt wurden, um eine möglichst große Fläche abzudecken. Neben bekannten Brandherden spielten auch Faktoren wie die Geländetopografie und der Mobilfunkempfang eine Rolle.
Die Betriebskosten der Sensoren belaufen sich laut Ministerium auf knapp 29.000 Euro jährlich. Wie der MDR berichtete, sollten die Sensoren in Kombination mit der Satellitenüberwachung ein engmaschiges Überwachungsnetz bilden. Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse hob damals gegenüber dem MDR die Bedeutung der schnellstmöglichen Branderkennung für eine effektive Bekämpfung hervor. Die Realität sieht jedoch anders aus. Sowohl die Sensoren als auch die Satellitenüberwachung versagten, wie Kai-Uwe Lohse, Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbandes, gegenüber der „Zeit“ kritisierte. Die Satellitenüberwachung wurde daraufhin in diesem Jahr eingestellt.
Auch in diesem Jahr wüteten im Harz wieder Waldbrände. Im Mai und Anfang September erforderten mehrtägige Brände einen Großeinsatz von Feuerwehr, Löschflugzeugen und Hubschraubern. Die Diskussion über die Löschwasserversorgung im Harz wurde, wie der MDR am 9. Juni 2023 berichtete, nach einem Brand am Brocken erneut entfacht. Kreisbrandmeister Lohse bezeichnete die Situation als kritisch und monierte das Fehlen eines Gesamtkonzepts für Wasserentnahmestellen. Eine Studie der TU Dresden bestätigte den Handlungsbedarf und wies auf die mangelnde Instandhaltung bestehender Löschwasserentnahmestellen und die teilweise zu langen Anfahrtswege hin.
Die Stadt Wernigerode reagierte auf die verheerenden Brände des Vorjahres mit der Aufstellung zusätzlicher Wassertanks und der Stationierung eines Kesselwagens mit Löschwasser am Brocken, wie der MDR berichtete. Trotz dieser Maßnahmen zeigte der Brand Anfang September die Wichtigkeit der Brandbekämpfung aus der Luft. Die „Volksstimme“ berichtete am 15. Mai 2022 über einen Runden Tisch in Wernigerode, an dem Vertreter von Ministerien, Feuerwehr, Nationalpark, HSB, Kreisverwaltung und Forstbesitzern teilnahmen, um gemeinsam Lösungen für die steigende Waldbrandgefahr im Harz zu erarbeiten.
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