Der Karneval in Sachsen-Anhalt, zwar keine Hochburg wie die Regionen am Rhein, erfreut sich dennoch eines anhaltend hohen Zuspruchs, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am 8. November 2024 berichtete, verzeichnen die Karnevalsvereine im Land einen ungewöhnlich starken Zulauf junger Mitglieder. Dies bestätigte auch Dirk Vater, Präsident des Karneval Landesverbandes Sachsen-Anhalt, gegenüber der dpa.
Ein wesentlicher Faktor für diese positive Entwicklung ist die vielfältige Angebotspalette im Bereich Tanz, so Vater. Der Fokus auf Tanzangebote spricht Kinder und Jugendliche besonders an und trägt maßgeblich zum Mitgliederwachstum bei. Schätzungsweise um 1000 auf insgesamt rund 19.000 Mitglieder seien die Zahlen gestiegen. Das Verhältnis hat sich demnach verschoben: 52 Prozent Jugendliche stehen nun 48 Prozent Erwachsenen gegenüber.
Dieser Zuwachs stellt die Vereine jedoch auch vor Herausforderungen. Laut Vater gibt es bereits Vereine mit Anmeldestopps, da das Trainerpotential und die finanziellen Ressourcen begrenzt sind. Die Ausstattung jedes neuen Mitglieds mit Kostümen für öffentliche Auftritte verursacht zusätzliche Kosten.
Vater wünscht sich daher mehr Anerkennung von Seiten der Entscheidungsträger, da die Arbeit in den Karnevalsvereinen weit über das Feiern hinausgeht und ganzjähriges Engagement erfordert. Derzeit findet in den Vereinen ein Generationswechsel statt, der das Wesen des Karnevals mitprägt. Jüngere Vorstandsmitglieder bringen neue Ideen ein und gestalten das Programm moderner.
So gibt es beispielsweise Tendenzen weg von der klassischen Sitzung mit Elferrat hin zu unterhaltsameren Formaten mit Moderatoren, die die einzelnen Programmpunkte ansagen. Auch Büttenreden werden zunehmend mit Musik und Videotechnik untermalt und weichen von der traditionellen gereimten Form ab, hin zu Comedy-artigen Elementen.
Trotz dieser Veränderungen gab es in diesem Jahr landesweit keine Austritte aus den Vereinen. Das Durchschnittsalter der Mitglieder liegt bei 42 bis 43 Jahren, im Vergleich zu 45 bis 48 Jahren vor fünf Jahren. Der demografische Wandel zeigt sich auch in der Zusammensetzung der Elferräte, die heute nicht mehr ausschließlich von Männern dominiert werden.
Die Finanzierung der Vereine erfolgt hauptsächlich über Sponsorengelder, da Förderprogramme oder staatliche Leistungen im Karnevalsbereich rar sind. Die Zurückhaltung in der Wirtschaft macht sich jedoch auch hier bemerkbar.
Besonders die explodierenden Kosten stellen die Vereine vor große Herausforderungen. Ingo Küßner, Präsident des Halle-Saalkreis Karneval Vereins, äußerte gegenüber der dpa seine Sorge um die Zukunft des Rosenmontagsumzugs in Halle. Die erwarteten Gesamtkosten von 13.000 bis 14.000 Euro können durch die Startgebühren der teilnehmenden Vereine allein nicht gedeckt werden. Eine Erhöhung der Gebühren würde jedoch viele Vereine vor finanzielle Probleme stellen und ihre Teilnahme gefährden. Daher hofft Küßner dringend auf Unterstützung von der Stadt Halle.
Derzeit sind 185 Vereine im Landesverband organisiert.
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