Wenige Tage vor der US-Präsidentschaftswahl erinnert eine ungewöhnliche Kunstaktion in Washington D.C. an den Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, steht in Sichtweite des Kapitols eine messingfarbene Skulptur, die einen Schreibtisch darstellt. Auf diesem sind neben Akten, einem Telefon und einem Namensschild von Nancy Pelosi, der damaligen Sprecherin des Repräsentantenhauses, auch ein Kothaufen platziert – gestaltet in Anlehnung an das bekannte Smartphone-Emoji.
Die Skulptur ist Teil einer temporären Ausstellung und soll laut stern.de noch bis zum 30. Oktober zu sehen sein. Eine Plakette neben dem Kunstwerk trägt eine sarkastische Inschrift, die die Ereignisse des 6. Januar verherrlicht und Donald Trumps Bezeichnung der Kapitolstürmer als "Patrioten" und "Krieger" zitiert. Die "Washington Post" berichtet, dass der National Park Service die Genehmigung für die Aktion an eine Gruppe namens Civic Crafted LLC erteilt hat, ohne den Inhalt der Botschaft zu prüfen. Die Behörde betonte, dass die National Mall den Bürgern die Möglichkeit bieten soll, ihr Recht auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit auszuüben.
Der Sturm auf das Kapitol ereignete sich nach der Niederlage Donald Trumps bei der Präsidentschaftswahl 2020 gegen Joe Biden. Tausende Trump-Anhänger waren nach Washington gereist, um gegen das Wahlergebnis zu protestieren, das Trump fälschlicherweise als Betrug bezeichnet hatte. Wie SWR3 berichtet, drangen die Demonstranten in das Kapitolgebäude ein, wobei es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kam und mehrere Menschen ums Leben kamen. Der Vorfall gilt als Angriff auf die amerikanische Demokratie und führte zu zahlreichen Verurteilungen.
Die Kunstaktion in Washington D.C. sorgt für gemischte Reaktionen. Während einige die Skulptur als sarkastischen Kommentar zu den Ereignissen des 6. Januar sehen, kritisieren andere die Darstellung als unangemessen und verstörend. Ntv.de zitiert eine Trump-Wählerin, die die Statue als störend empfindet und ihre Entfernung begrüßt. Andere sehen in der Aktion eine wichtige Erinnerung an die Fragilität der Demokratie und die Gefahr extremistischer Ideologien.
Die Kunstaktion im Kontext des bevorstehenden Wahlkampfs wirft Fragen nach der Rolle von Kunst im politischen Diskurs auf. Die Skulptur provoziert und polarisiert, lenkt aber gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf die Ereignisse des 6. Januar und ihre Bedeutung für die amerikanische Gesellschaft. Wie die Frankfurter Rundschau berichtet, hat der Künstler, der hinter der Aktion steht, bereits in der Vergangenheit mit ähnlichen Aktionen auf sich aufmerksam gemacht. So platzierte er beispielsweise eine Tiki-Fackel-Statue in der Nähe des Weißen Hauses, die Trumps Verteidigung von weißen Nationalisten nach den Ereignissen in Charlottesville im Jahr 2017 kritisierte.
Quellen: