Die Digitalisierung verändert die Kommunikationslandschaft und damit auch die Post. Wie die Zeit berichtet (Zeit Online, 09.11.2024), hat jeder elfte Bundesbürger im vergangenen Jahr keinen einzigen Brief mehr verschickt. Dies geht aus einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der Deutschen Post hervor, die zwischen dem 26. August und 5. September durchgeführt wurde. Neun Prozent der Befragten gaben an, innerhalb eines Jahres keinen privaten Brief versendet zu haben. 43 Prozent verschickten bis zu fünf Briefe. Lediglich drei Prozent der Befragten bezeichneten sich als Vielschreiber mit mehr als 50 Briefen pro Jahr. Die verbliebenen Briefsendungen betreffen meist persönliche Anlässe wie Geburtstags- oder Weihnachtsgrüße, aber auch offizielle Schreiben an Behörden, Versicherungen oder Kündigungen.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung wurde im Sommer eine Reform des Postgesetzes beschlossen. Wie der Tagesspiegel berichtet (Tagesspiegel, 09.11.2024), erlaubt die Reform der Post, sich mehr Zeit für die Zustellung von Briefen zu lassen. Laut der Forsa-Umfrage stößt dies auf Akzeptanz: 43 Prozent der Befragten halten eine Zustellung am dritten Werktag nach Einwurf für akzeptabel, 12 Prozent sogar eine Zustellung am vierten Werktag. 44 Prozent wünschen sich weiterhin eine Zustellung am zweiten Werktag.
Die bisherigen Zeitvorgaben stammen aus den 1990er Jahren, als der Brief noch ein alltägliches Kommunikationsmittel war. Die digitale Kommunikation per E-Mail und Chat hat diese Bedeutung verändert. Wie die Tagesschau erläutert (Tagesschau, 20.12.2023), müssen ab 2025 mindestens 95 Prozent der Briefe innerhalb von drei Werktagen zugestellt werden. Zusätzlich müssen 99 Prozent der Briefe am vierten Werktag beim Empfänger sein.
Das schrumpfende Briefgeschäft stellt die Deutsche Post vor wirtschaftliche Herausforderungen. Wie die Tagesschau berichtet (Tagesschau, 03.05.2024), sind die Kosten pro Brief gestiegen. Eine Erhöhung des Portos zum 1. Januar 2025 wird erwartet. Gleichzeitig profitiert das Paketgeschäft vom wachsenden Online-Handel.
Die Zuverlässigkeit der Post steht ebenfalls im Fokus. Wie Börsennews.de berichtet (Börsennews.de, 09.11.2024), gingen im ersten Halbjahr 2024 rund 20.000 Beschwerden bei der Bundesnetzagentur ein – ein Viertel mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Beschwerden betrafen hauptsächlich verlorene oder zu spät zugestellte Sendungen. In der Forsa-Umfrage gaben 26 Prozent der Befragten an, die Post sei zuverlässig, 51 Prozent eher zuverlässig. 17 Prozent stuften die Post als eher nicht zuverlässig ein, vier Prozent als überhaupt nicht zuverlässig. Die Bewertung von DHL fiel etwas positiver aus.
Die Deutsche Post hat ihre Inlandsnachtflüge für Briefe eingestellt, um Kosten zu senken und die Klimabilanz zu verbessern (Tagesschau, 03.05.2024). Die Saarbrücker Zeitung berichtet (Saarbrücker Zeitung, 09.11.2024), dass die Post auch die Anzahl der Briefkästen reduziert. Die Gewerkschaft ver.di fordert angemessene Arbeitsbedingungen für die Zusteller, insbesondere im Hinblick auf die zunehmende Paketmenge und die größeren Zustellbezirke (Ver.di, 10.06.2022).
Die Post steht vor der Herausforderung, sich an die veränderten Kommunikationsgewohnheiten und die wachsende Bedeutung des Online-Handels anzupassen. Die Reform des Postgesetzes, die Portoerhöhung und die Optimierung der Zustellprozesse sind Schritte in diese Richtung.
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