Der bundesweite Fachkräftemangel in Kindertagesstätten ist in Baden-Württemberg besonders gravierend. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, fehlen im Südwesten zahlreiche Erzieher*innen. Das führt zu Überlastung der verbliebenen Fachkräfte, zu wenigen Betreuungsplätzen und insgesamt zu einer angespannten Lage in der frühkindlichen Bildung. Die baden-württembergische SPD will gegensteuern und ehemalige Erzieher*innen zurück in die Kitas holen. Dafür schlägt die Partei eine Rückkehrprämie vor.
Konkret fordert Daniel Born, Sprecher der SPD-Landtagsfraktion für frühkindliche Bildung, einen monatlichen Bonus von 200 Euro für das erste Jahr nach der Rückkehr in den Beruf. „Wir wollen damit einen Anreiz schaffen, ehemalige Fachkräfte zur Rückkehr zu bewegen und die zum Teil hohe Fluktuation in den Kitas zu reduzieren“, so Born laut dpa. Die SPD sieht dringenden Handlungsbedarf, um dem anhaltenden Trend entgegenzuwirken, dass Fachkräfte die Kitas aufgrund von Überlastung und schlechten Arbeitsbedingungen verlassen oder einen Berufswechsel anstreben. "In dieser akuten Notsituation müssen wir schnell handeln, um weitere Abwanderungen zu verhindern“, wird Born von der dpa zitiert.
Die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Verbesserung der Situation in den Kitas unterstreicht die Bertelsmann Stiftung. Eine Studie der Stiftung zeigt einen sinkenden Anteil qualifizierter Fachkräfte in Baden-Württembergs Kitas. Wie die Zeit berichtet, verfügten 2023 nur noch 26 Prozent der Kita-Teams über eine hohe Fachkraftquote (mindestens 80 Prozent pädagogische Fachkräfte mit Fachschulabschluss). 2017 lag dieser Wert noch bei 39 Prozent. Der Rückgang um 13 Prozentpunkte ist damit deutlich stärker als im Bundesdurchschnitt (9 Prozentpunkte).
Ende 2023 errechnete die Bertelsmann Stiftung zudem einen Fehlbestand von knapp 60.000 Kitaplätzen in Baden-Württemberg. Um diese Lücke zu schließen und den Bedarf zu decken, wären laut den Expert*innen rund 14.800 zusätzliche Fachkräfte nötig.
Die Situation in den Kindertagesstätten ist vielschichtig und erfordert mehrgleisige Lösungsansätze. Neben der von der SPD vorgeschlagenen Rückkehrprämie werden weitere Maßnahmen diskutiert, um die Attraktivität des Berufs zu erhöhen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und den Bedarf an qualifizierten Fachkräften und Betreuungsplätzen zu decken.
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