September 19, 2024
Rüstungsanstrengungen in der Ukraine: Selenskyj und Putin im Wettlauf um militärische Stärke

Die Lage in der Ukraine: Selenskyj und Putin drücken bei Rüstung aufs Tempo

In der aktuellen Situation in der Ukraine fordern sowohl der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj als auch der russische Präsident Wladimir Putin ein beschleunigtes Tempo bei der Rüstung ihrer Streitkräfte. Diese Forderungen kommen in einem Kontext, in dem der Generalstab in Kiew ein besorgniserregendes Bild von den Bedingungen an der Ostfront zeichnet.

Selenskyj hat in seiner letzten Videoansprache die westlichen Partner dazu aufgefordert, die zugesagten Lieferungen zur Stärkung der ukrainischen Flugabwehr schneller zu realisieren. Er betonte, dass bislang nicht alle Versprechen, die beim Gipfel in Washington gegeben wurden, eingehalten worden seien. Angesichts der bevorstehenden Herbstmonate sei eine effiziente Flugabwehr von entscheidender Bedeutung, insbesondere im Hinblick auf die anhaltenden russischen Angriffe auf die Energie- und Wärmeversorgung der Ukraine.

In seinen Äußerungen wandte sich Selenskyj erneut gegen ein Einfrieren des Konflikts und betonte die Notwendigkeit langfristiger Sicherheit für die Ukraine und ganz Europa. Diese Sicherheit könne nur durch einen gerechten Frieden erreicht werden. Er äußerte sich jedoch nicht detailliert zur aktuellen Lage an der Front, lobte aber einen kürzlich durchgeführten ukrainischen Drohnenangriff auf ein Munitionsdepot in der nordwestrussischen Stadt Toropez. Berichten zufolge kam es bei diesem Angriff zu einer Reihe von Explosionen, die die Evakuierung der Anwohner erforderten, wobei es auch mehrere Verletzte gab.

Entwicklung an der Front

In Bezug auf die Kämpfe in der westrussischen Region Kursk berichtete Selenskyj, dass die ukrainischen Truppen die russischen Angriffe vorerst stoppen konnten. Unabhängige Militärbeobachter bestätigten, dass die ukrainische Gegenoffensive in dieser Region nach Plan verläuft. Dennoch bleibt unklar, ob der ukrainische Vorstoß zur Einschließung russischer Truppenteile erfolgreich war.

Selenskyj versprach den von russischen Truppen bedrängten Verteidigern der Städte Pokrowsk, Torezk und Kurachowe im ostukrainischen Gebiet Donezk baldige Verstärkung. Er erklärte, dass neue Brigaden aufgestellt worden seien, die jedoch noch nicht vollständig mit Waffen ausgerüstet sind. Der Generalstab in Kiew berichtete in seinem Lagebericht von schweren Kämpfen, insbesondere zwischen Pokrowsk und Kurachowe, wo mehr als die Hälfte der über 150 russischen Angriffsversuche des Tages stattfand.

Putins Reaktion und Rüstungsanstrengungen

In der Zwischenzeit hielt Kremlchef Putin eine Videokonferenz mit hochrangigen Militärs und Beamten der Rüstungsindustrie ab. Während dieser Sitzung rechtfertigte er die kürzlich angeordnete Erhöhung der Truppenstärke, die für die neuen Wehrbezirke notwendig sei. Putin erklärte, dass gut ausgebildete Soldaten für die neuen Truppenteile benötigt werden. Er erinnerte daran, dass vor wenigen Tagen ein Dekret zur Festlegung der Truppenstärke der Streitkräfte veröffentlicht wurde.

Am Montag hatte Putin per Dekret angeordnet, die Streitkräfte auf etwa 2,4 Millionen Mann aufzustocken, darunter 1,5 Millionen Soldaten. Dies stellt die dritte Erhöhung der Sollstärke des Militärs seit dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022 dar.

Reaktion auf die NATO-Erweiterung

Die Schaffung neuer Wehrbezirke in den Regionen Leningrad und Moskau wurde Ende 2023 vom Kreml angekündigt. Diese Maßnahme geht mit dem Aufbau neuer Militärstützpunkte und Truppenteile einher. Der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow hatte die Notwendigkeit dieser Wehrbezirke unter anderem mit dem NATO-Beitritt von Schweden und Finnland begründet, ohne jedoch auf die Ursachen des Konflikts, insbesondere den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, einzugehen.

Putin forderte in der Videokonferenz eine weitere Intensivierung der Rüstungsanstrengungen und Militarisierung. Er kündigte an, dass die russische Armee künftig neue moderne Waffen nicht mehr in Einzelstücken, sondern in Serienproduktion erhalten werde. Dabei sollen auch die Erkenntnisse aus dem laufenden Krieg in den Waffenschmieden und Raketenlabors genutzt werden. Putin plant zudem einen Besuch in einer Waffenfabrik in St. Petersburg, um die Fortschritte in der Rüstungsproduktion zu überprüfen.

Die Situation in der Ukraine bleibt angespannt, und die Rüstungsanstrengungen beider Seiten zeigen, dass der Konflikt weiterhin im Mittelpunkt der geopolitischen Entwicklungen steht.

Quellen: dpa, FAZ

Weitere
Artikel