22.10.2024
Suedlink Erste Kabel für die Stromautobahn verlegt

Die Bauarbeiten für die Stromautobahn Suedlink machen Fortschritte: Im niedersächsischen Landkreis Rotenburg (Wümme) werden die ersten Kabel für die Trasse verlegt. Das berichtet die Zeit am 22. Oktober 2024. Am Dienstag will der Betreiber Tennet über den Beginn der Arbeiten im Raum Heeslingen informieren. Die Trasse soll zukünftig grünen Strom aus dem windreichen Norden nach Süddeutschland transportieren.

Erste Kabel für Stromautobahn

Auf einer Strecke von rund zwölf Kilometern seien bereits Leitungen verlegt worden, teilte ein Sprecher von Tennet mit. „Wir stehen momentan ganz am Anfang der Kabelinstallation, fahren die Aktivitäten Stück für Stück hoch.” Es seien die ersten Kabel, die für die Stromautobahn bundesweit eingezogen werden. Mehr als 2.400 Meter Kabel sollen verlegt werden.

Dafür wird laut Tennet zunächst Schicht für Schicht ein Graben ausgebaggert. Das Erdkabel wird per Schwertransporter angeliefert und mithilfe einer Seilwinde in den Graben gehoben. In der Regel werden die Kabel in einer Tiefe von 1,3 bis 1,5 Metern verbaut. Abschließend wird der Graben wieder mit Erde aufgefüllt. Besondere Herausforderungen stellen Bahnverbindungen, Straßen oder Flüsse dar, die die Trasse kreuzt. Für die Verlegung der Kabel unter diesen Hindernissen wird ein spezielles Bohrverfahren angewendet.

Strom für zehn Millionen Haushalte

Die Stromtrasse durchquert auf ihrem Weg von Nord nach Süd sechs Bundesländer: Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hessen und Thüringen bis nach Bayern und Baden-Württemberg. Genauer betrachtet handelt es sich bei Suedlink um zwei Stromverbindungen, die in Wilster und Brunsbüttel in Schleswig-Holstein beginnen, sich unter der Elbe vereinen und sich erst in Süddeutschland wieder verzweigen. Ein Kabel endet in Bergrheinfeld in Bayern, das andere in Leingarten in Baden-Württemberg. 

Die Trasse soll am Ende rund 700 Kilometer lang sein und zehn Millionen Haushalte mit Ökostrom versorgen. Transportiert wird Gleichstrom, da dabei weniger Energie verloren geht als beim Transport von Wechselstrom. An den Endpunkten der Stromtrasse wandeln Konverter den Gleichstrom in Wechselstrom um. Nach der Abschaltung der Atomkraftwerke und dem Kohleausstieg sind Bayern und Baden-Württemberg in besonderem Maße auf die Windkraft aus dem Norden angewiesen. 

Experten erachten den Ausbau des Stromnetzes im Zuge der Energiewende als notwendig. Bürgerinitiativen und Aktionsbündnisse äußerten in der Vergangenheit immer wieder Bedenken an dem Megaprojekt und drohten mit Klagen. Sie befürchten unter anderem negative Auswirkungen auf Landwirtschaft und Umwelt. 

Erster Strom ab Ende des Jahres 2028

Ursprünglich sollte die Nord-Süd-Trasse bereits 2022 fertiggestellt sein. Nach aktuellem Planungsstand könnte Ende 2028 der erste Strom durch die Leitungen fließen. Der Zeitplan sei ambitioniert, aber realistisch, betonte der Tennet-Sprecher. Für Planung und Bau im Norden des Landes ist Tennet zuständig, TransnetBW verantwortet Mittel- und Süddeutschland. 

Schon die Planungs- und Genehmigungsverfahren gestalten sich langwierig, da die Stromkabel unter anderem durch private Grundstücke und Felder verlaufen. Die Leitungen müssen nun unter der Erde verlegt werden - teilweise unter Flüssen, Autobahnen und anderer Infrastruktur. Teilweise müssen Straßen verstärkt werden, damit die schweren Baufahrzeuge überall passieren können. Bei Glückstadt in der Nähe von Hamburg entsteht für die Trasse ein eigener Elbtunnel, ein anderes Teilstück wird 200 Meter unter der Erde in einem Salzbergwerk bei Heilbronn verlegt. 

Auswirkungen für den Strompreis noch unklar

Die Verlegung von Erdkabeln greift zwar weniger in das Landschaftsbild ein als Strommasten, ist jedoch mit hohen Kosten verbunden. Die Betreiber rechnen nach eigenen Angaben mit etwa zehn Milliarden Euro. 

Welche Auswirkungen die Inbetriebnahme von Suedlink auf die Strompreise haben wird, ist derzeit noch unklar. Fest steht, dass die Kosten des Projekts über Jahrzehnte auf die Netzentgelte umgelegt und somit von den Verbrauchern getragen werden. Gleichzeitig soll die neue Trasse Engpässe in der Stromversorgung verhindern - das spart Geld. Im besten Fall muss weder Strom zugekauft noch müssen zusätzliche Kraftwerke hochgefahren werden. Weniger Engpässe bedeuten also auch eine geringere Belastung für den Geldbeutel.

Quellen:

- https://www.zeit.de/news/2024-10/22/oekostrom-von-nord-nach-sued-erste-kabel-fuer-suedlink

- dpa

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