Erneut müssen sich Fahrgäste im Norden auf erhebliche Einschränkungen im Busverkehr einstellen. Wie die Zeit und andere Medien berichten, hat die Gewerkschaft Verdi die Busfahrer im privaten Omnibusgewerbe zu einem ganztägigen Streik aufgerufen. Betroffen sind weite Teile Schleswig-Holsteins. Bereits am Mittwochmorgen fielen zahlreiche Busse aus, wie ver.di-Sprecher Frank Schischefsky bestätigte. Der Streikaufruf gilt für die Beschäftigten der Betriebe des Omnibusverbands Nord (OVN). Ausnahmen bilden die Verkehrsbetriebe Kreis Plön (VKP), die an einen anderen Tarifvertrag gebunden sind.
Der NDR berichtet, dass im Kreis Pinneberg dennoch viele Busse der Pinneberger Kreisverkehrsgesellschaft (KviP) verkehren. Dies sei auf eine Vereinbarung zwischen Geschäftsleitung und Beschäftigten zurückzuführen, die eine Lohnerhöhung bis zum Tarifabschluss vorsieht. Ver.di reagierte darauf erstaunt und verwies auf die bisherige Argumentation des OVN, wonach keine finanziellen Mittel für Lohnerhöhungen vorhanden seien. Die Vereinbarung bei der KviP zeige nun, dass das Geld doch da sei, so Schischefsky.
Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, hatte Verdi die Busfahrer mit Beginn der Frühschicht zum Streik aufgerufen. Schischefsky betonte, man kämpfe für faire Löhne und die Zukunft der Beschäftigten im Busgewerbe. Eine Urabstimmung habe mit 98,63 Prozent ein klares Mandat für unbefristete Streiks ergeben.
Zum privaten Bussektor in Schleswig-Holstein gehören die Verkehrsbetriebe der Landkreise und die Bahntochter Autokraft. Rund 80 private Unternehmen mit etwa 1.700 Bussen, die dem OVN angehören, sind vom Streik betroffen, so die Kieler Nachrichten. Der Hintergrund des Streiks ist ein geplatzter Tarifvertrag. Ende September hatte der OVN den Tarifabschluss widerrufen, unter anderem mit Verweis auf die Streichliste der schwarz-grünen Landesregierung, die auch den Nahverkehr betrifft. Die Einigung mit Verdi vom 3. September sah eine monatliche Erhöhung der Entgelte um 275 Euro sowie eine Inflationsausgleichsprämie von 850 Euro vor. Der Tarifvertrag hätte bis Juni 2026 gelten sollen.
Der Stern berichtet, dass die Busfahrer enttäuscht über den geplatzten Tarifvertrag seien und ihren Kampfeswillen deutlich machten. Verdi-Verhandlungsführer Sascha Bähring betonte, dass der Gewerkschaft keine andere Möglichkeit bleibe, als in den Erzwingungsstreik zu treten, wenn die Arbeitgeber einen ausgehandelten Kompromiss so „brutal abräumen“. Die Urabstimmung habe ein eindeutiges Ergebnis geliefert.
Der NDR informiert weiterhin, dass die Autokraft auf ihrer Webseite Streikfahrpläne veröffentlicht hat, in denen die Verbindungen aufgeführt sind, die „trotz Streik voraussichtlich durchgeführt werden“. Auch bei der Ahrensburger Busgesellschaft mbH und der Kreisverkehrsgesellschaft in Pinneberg gibt es Fahrten, die trotz des Streiks planmäßig verkehren sollen.
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