Donald Trumps wiederholte Wahlversprechen, deutsche Unternehmen mit Steuervergünstigungen in die USA zu locken und gleichzeitig mit hohen Zöllen zu drohen, sollten sie nicht im Land produzieren, könnten weitreichende Folgen für die deutsch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen haben. Wie die Tagesschau am 24. September 2024 berichtete, bekräftigte Trump bei einem Wahlkampfauftritt in Georgia seine Absicht, deutsche Autobauer zu „amerikanischen Autobauern“ zu machen und ihnen „die niedrigsten Steuern, die niedrigsten Energiekosten, die geringste Regulierungslast und freien Zugang zum besten und größten Markt der Welt“ zu bieten – unter der Bedingung, dass sie in den USA produzieren und Amerikaner beschäftigen. Andernfalls drohen hohe Einfuhrzölle.
Diese protektionistische Haltung ist nicht neu. Bereits in seiner ersten Amtszeit setzte Trump auf Zölle als Mittel der Wirtschaftspolitik. Wie der WDR in der Monitor-Sendung vom 24. Oktober 2024 berichtete, befürchten viele deutsche Unternehmen negative Konsequenzen für den Wirtschaftsstandort Deutschland, sollte Trump erneut Präsident werden. Eine Umfrage des ifo-Instituts untermauert diese Befürchtungen: 48 Prozent der befragten Industrieunternehmen, die stark mit der US-Wirtschaft verflochten sind, erwarten negative Auswirkungen eines Trump-Sieges. Besonders die Automobilindustrie, Deutschlands wichtigster Exportsektor, steht im Fokus von Trumps Zollpolitik.
Die deutsche Automobilindustrie ist bereits in den USA präsent. BMW produziert in South Carolina, Mercedes in Alabama und VW in Tennessee. Dennoch könnten Trumps angedrohte Zölle die deutschen Autobauer zwingen, noch mehr Produktion in die USA zu verlagern, wie Automobilexperte Stefan Bratzel gegenüber dem WDR erklärte. Dies könnte die wirtschaftliche Situation in Deutschland merklich beeinflussen.
Auch für mittelständische Unternehmen mit starkem USA-Geschäft könnten Trumps Zölle schwerwiegende Folgen haben. Der WDR berichtete über einen Unternehmer in Rheinland-Pfalz, dessen USA-Geschäft 20 Prozent seines Umsatzes ausmacht. Er befürchtet Umsatzeinbrüche und Entlassungen, sollte Trump seine Politik umsetzen.
Die Politikwissenschaftlerin Cathryn Clüver Ashbrook von der Bertelsmann Stiftung analysiert Trumps Handelspolitik als „rachegetrieben“. Er sehe andere Länder, insbesondere Verbündete, als ungerechtfertigt bereichert an, so der WDR. Trumps Motto: „Payback-Time“. Er wolle es den Deutschen heimzahlen.
Trumps Wirtschaftspolitik könnte auch Auswirkungen auf den Ukraine-Krieg haben. Während die Biden-Harris-Administration der Ukraine Unterstützung „so lange wie nötig“ zugesichert hatte, strebt Trump ein schnelles Ende des Krieges an, wie die Deutsche Welle am 6. November 2024 berichtete. Dies könnte bedeuten, dass die Ukraine zur Aufgabe von Gebieten gezwungen würde, die Russland besetzt hält. Die Unsicherheit über Trumps Ukraine-Politik ist groß.
Die Bundesregierung ist auf einen erneuten Wahlsieg Trumps offenbar schlecht vorbereitet. Henning Hoff von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik kritisiert gegenüber der Deutschen Welle, es sei ein Fehler gewesen, so stark auf die Demokraten zu setzen. Die fehlenden Kontakte ins Trump-Lager könnten sich nun rächen. Die Erinnerungen an Trumps erste Amtszeit, in der er die NATO infrage stellte und mit dem Abzug von US-Truppen aus Deutschland drohte, sind in Berlin noch präsent.
Trumps Wahlsieg ist für die Bundesregierung ein Alptraum. Die transatlantischen Beziehungen dürften unter seiner Präsidentschaft erneut auf eine harte Probe gestellt werden. Die FAZ berichtete am 6. November 2024, dass Trump seinen Wahlsieg als Beginn eines „goldenen Zeitalters“ feierte und von einem „großen Gefühl der Liebe“ sprach. Doch für die deutsch-amerikanischen Beziehungen könnten schwierige Zeiten anbrechen.
Quellen:
- www.zeit.de/news/2024-11/13/zoelle-und-steuern-trumps-versprechungen-koennten-sich-raechen
- www.tagesschau.de/ausland/amerika/trump-industrie-deutschland-100.html
- www.faz.net/aktuell/politik/us-wahl/us-wahl-2024-die-rache-von-donald-trump-110092728.html
- www.dw.com/de/us-wahl-donald-trump-wahlsieg-bundesregierung-olaf-scholz-transatlantische-beziehungen-krise-v1/a-70712385
- uswahl.lpb-bw.de/harris-trump-vergleich
- www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/US-Wahl-Deutsche-Angst-vor-Donald-Trump-100.html