September 19, 2024
Unicredit verfolgt strategische Beteiligung an der Commerzbank ohne feindliche Übernahme

Bankenbranche: Unicredit will keine feindliche Übernahme der Commerzbank

Die italienische Großbank Unicredit hat in den letzten Wochen verstärkt Interesse an der Commerzbank gezeigt, jedoch betont ihr CEO Andrea Orcel, dass dies nicht in Form einer feindlichen Übernahme geschehen soll. In einem Interview mit der italienischen Zeitung „Il Messaggero“ erklärte Orcel, dass ein öffentliches Übernahmeangebot als „aggressiver Akt“ angesehen werden würde. Stattdessen hat Unicredit bereits 4,5 Prozent der Commerzbank-Aktien auf dem Markt gekauft und zusätzlich 4,49 Prozent, die vom deutschen Staat verkauft wurden. Orcel äußerte sich zufrieden mit dem aktuellen Stand und betonte, dass Unicredit eine bedeutende, jedoch nicht invasive Beteiligung an der Commerzbank halte.

In einem weiteren Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) erklärte Orcel, dass Unicredit in den vergangenen Jahren kontinuierlich mit verschiedenen Interessengruppen, einschließlich der Bundesregierung, im Dialog gestanden habe. „Wenn wir der Meinung gewesen wären, dass wir nicht willkommen sind, hätten wir diesen Ansatz nicht verfolgt“, sagte er. Orcel stellte klar, dass die Unicredit auch die Möglichkeit habe, ihre Beteiligung an der Commerzbank wieder zu verkaufen, falls dies notwendig sein sollte. Der Aktienkurs der Commerzbank habe sich in letzter Zeit positiv entwickelt, was einen potenziellen Gewinn bei einem Verkauf ermöglichen würde.

Die Unicredit hat den Teil-Ausstieg des Bundes bei der Commerzbank genutzt und ist im großen Stil bei dem DAX-Konzern eingestiegen. Insgesamt hält die Unicredit nun neun Prozent der Commerzbank-Aktien, während der Bund noch zwölf Prozent hält. Orcel betonte, dass die Bundesregierung über das Interesse der Unicredit informiert gewesen sei und dass es in den letzten zwei bis drei Jahren wiederholt Signale an die deutsche Regierung gegeben habe. Er äußerte den Wunsch, zu gegebener Zeit einen konstruktiven Dialog mit dem Management der Commerzbank und der Bundesregierung zu führen.

Die Commerzbank hat in der aktuellen Situation um Ruhe gebeten. Die Finanzchefin Bettina Orlopp forderte, dass der Bund vorerst keine weiteren Anteile verkauft. Die Commerzbank plant, in der kommenden Woche eine Sitzung mit dem Aufsichtsrat abzuhalten, um Updates zu ihrer Strategie bis 2027 zu besprechen und das weitere Vorgehen zu klären. In diesem Zusammenhang könnte auch die zukünftige Führung der Commerzbank zur Sprache kommen, da Berichte darauf hinweisen, dass der Vorstandsvorsitzende Manfred Knof möglicherweise vorzeitig ersetzt werden könnte.

Orcel hat in seinen Äußerungen erneut für ein Zusammengehen von Unicredit und Commerzbank geworben. Er argumentierte, dass Deutschland mehr Wettbewerb im Bankensektor benötige und dass eine zweite starke und profitable Bank dabei helfen könnte. Die Unicredit, die auch die HypoVereinsbank (HVB) besitzt, könnte die Commerzbank mit zusätzlichem Kapital unterstützen. Orcel wies darauf hin, dass die HVB vor allem in München und Hamburg stark vertreten ist, während die Commerzbank in anderen Teilen Deutschlands, insbesondere im Nordosten, stärker ist. Diese geografischen Unterschiede könnten synergetische Effekte bei einer möglichen Fusion erzeugen.

Die Fondsgesellschaft Deka, die ebenfalls als Großaktionärin der Commerzbank auftritt, fordert von der Bank eine schnelle Entscheidung über die zukünftige Führung. Diese Entwicklungen zeigen, dass die Situation um die Commerzbank und Unicredit weiterhin dynamisch ist und sowohl politische als auch wirtschaftliche Implikationen hat. Die Bundesregierung wird die neuen Gegebenheiten sorgfältig prüfen, bevor sie weitere Schritte unternimmt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Unicredit unter der Leitung von Andrea Orcel eine klare Strategie verfolgt, um ihre Position im deutschen Bankensektor zu stärken, ohne jedoch eine feindliche Übernahme der Commerzbank anzustreben. Die kommenden Wochen und Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, wie sich diese Situation weiterentwickelt und welche Maßnahmen sowohl die Commerzbank als auch die Unicredit ergreifen werden, um ihre jeweiligen Interessen zu wahren.

Quellen: Zeit Online, Süddeutsche Zeitung, Mindener Tageblatt, RND.

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